Barèges

[441] Barèges, ein berühmter Badeort in Frankreich, Departement der Oberpyrenäen, liegt in einer wilden, rauhen Gegend, [441] im tiefen Thale Bastan. Vor Ludwig XIV. fand man z. B. nur Hütten, und die Badegäste waren nur Bergbewohner. Nachdem aber der Sohn des Königs, der junge Herzog von Maine, durch den Gebrauch der Bäder seine Gesundheit wieder erlangt hatte, kam Barèges bei der vornehmen Welt in Ruf und lockt seit der Zeit eine Menge vornehmer Patienten und unheilbarer Kranken an. Der Flecken, schlecht gebaut und nur aus einer einzigen Straße bestehend, liegt mitten in den alten Pyrenäen, rings von Bergen umschlossen, die zu jeder Zeit mit Schnee bedeckt sind. Nahe bei Barèges neben Abgründen eines ausgehöhlten Strombettes, steht ein Buchenwäldchen, das einzige Grün, welches in diesem südlichen Sibirien das Auge erquickt. Nur vier Monate im Sommer wird Barèges bewohnt – im Herbste verlassen es sogar die Einwohner und es bleibt nur eine Anzahl Beschließer als Wächter zurück. Die rauhe Jahreszeit hindurch hausen nur Bären, Stürme und Schneewolken daselbst. Es gibt fast gar keine Geselligkeit, keine Vergnügungen hier; ringsum sieht man nur Schnee, Abgründe, kahle Felsen, traurige Waldbäche. Die Zahl der Badegäste beträgt jährlich 1000 bis 1200 Kranke, wovon der größere Theil dem Militärstande angehört; denn das Wasser ist ein specifisches Mittel gegen alle Verwundungen. Es fließt aus zehn Quellen, jede von verschiedener Temperatur; die heißeste ist die Polard-Quelle von 30° Réaumur. Im Ganzen gibt es nur 15 Bäder, die, obgleich die Wannen von Marmor sind, doch im Uebrigen sehr schlecht unterhalten werden, und sehr wenige Bequemlichkeiten darbieten. Das Wasser wird auch getrunken und weit versendet, ohne an seiner heilsamen Kraft zu verlieren. Es enthält Schwefelnatrium, verschiedene Natronsalze und ein Gas, reinen Stickstoff, das unaufhörlich in Bläschen aufsteigt, und ist besonders bei chronischen und Hautkrankheiten, Schußwunden, Lähmungen, Rheumatismen von wunderbarer Heilkraft.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 441-442.
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