Cicade

[404] Cicade, eine Zirpengattung, wovon es verschiedene Arten gibt. Am bekanntesten ist die Singcicade, unsere Grille, deren[404] schwirrender, weittönender Laut oft traulich und melancholisch an Sommer- und Herbstabenden die Stille des Zimmers unterbricht. Ihr Körper ist grün oder braun, die Oberflügel sind glänzend, durchsichtig, auch oft bunt gefärbt. Jenen Ton bringen die Männchen hervor, indem sie zwei knorpelige Schuppen am Untertheile ausziehen und zusammenfalten. Bei den Alten war die Cicade als musikalisch dem Apollo geweiht und die atheniensischen Damen trugen eine goldene Grille als Schmuck in den Haaren. Reizend ist Anakreon's Gedicht an die Cicade. Er singt von ihr:

Dich, Cicade, muß ich glücklich preisen,

Einem stolzen Weltbeherrscher gleich,

Fröhlich singend deine muntern Weisen,

Thronst du auf der Bäume höchstem Zweig.

Dein ist Alles, was das Auge sieht,

Dein sind alle Blumen auf der Aue,

Dein ist Alles, was im Walde blüht.

Und zum Schlusse:

Du, der Erde Mutterschoß entsprossen,

Bist an Weisheit, bist an Liedern reich,

Deine Brust ist jedem Schmerz verschlossen,

Grille, ja den Göttern bist du gleich! –

(S. Anakreon's Lieder von C. E. Möbius. Leipzig, 1833.)

n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 404-405.
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