Cichorie

[407] Cichorie, (cichorium), Pflanzengattung aus der natürlichen Familie der composita, unter welchen sie mit andern, deren Blümchen zungenförmig sind, die Gruppe der Cichoreen bildet. Sie gehört in die 19. Linné'sche Classe, hat einen gemeinschaftlichen Kelch, eine doppelte Reihe Blättchen, Spreublätter auf dem Fruchtboden und den Samen auf der Spitze. Die gemeine Cichorie wächst durch ganz Eurova wild, vier andre Arten in Griechenland, Italien und auf Cypern. Die Wurzel der Cichorie wird auf mannichfache Weise benutzt. In der Arzneikunde zu Absuden, zum Färben, indem aus ihrem milchartigen Safte eine schöne blaue Farbe gefertigt wird, vorzüglich aber als beliebtes Kaffeesurrogat, in welcher Eigenschaft eine Gräfin Randow sie zuerst gebraucht haben soll. Von einem Gallenfieber in der Reconvalescenz begriffen, wurde ihr die Cichorie vom Arzt als Morgengetränk empfohlen, leistete gute Dienste und wurde seitdem allgemein. Von der seit einiger Zeit zu diesem Zwecke besonders angebauten und veredelten Cichorie wird die Wurzel gesäubert, zerschnitten, abgewelkt, gewässert, wieder abgetrocknet, im Backofen halbbraun geröstet, und dann in Pulverform dem gewöhnlichen Kaffee beigemischt, oder auch allein abgekocht getrunken. Kenner werden den Geschmack leicht unterscheiden; auch ist die Wirkung desselben anders als beim gewöhnlichen Kaffee Er sättigt weit mehr und hinterläßt denjenigen, die nicht daran gewöhnt sind, Schwere und Trägheit in den Gliedern, und erhitzt. Die ärmere Classe hingegen, welche ihn täglich trinkt, empfindet[407] nichts davon, und die Behauptung, daß er den Augen schädlich sei, hat sich nicht bestätigt.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 407-408.
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