[456] Comersee, eine der reizendsten Gegenden Europa's, die den erhabenen, großartigen Charakter der Alpen mit dem ewigen Azur des hesperischen Himmels und dem glühenden Prunk einer südlichen Vegetation vereinigt. Er dehnt sich höchstens eine Stunde breit von Como nordwärts 7 Meilen lang nach dem Veltlin zu, wo die neuangelegte, herrliche Bormiostraße vor den tirolischen Gletschern[456] der Ortlesspitze in die lombardische Ebene hinabführt. Gegen Süden spaltet er sich in zwei Arme, von denen der eine bei Como, unsern der schweizerischen Gränze des Cantons Ticino, der andere bei Lecco endet Gegen 700 Fuß über dem Meere rings von hohen Gebirgen umgeben, strömen ihm außer den Flüssen Adda, bei deren Einfluß er mit dem See von Chiavenna in Verbindung steht, Mera und Lira noch über 60 Waldbäche zu. Die umkränzenden Gebirge senken sich gegen die Ufer des Sees steil herab, und verleihen ihm ein hochromantisches Gepräge. Die Fahrt auf dem Comersee, den ein Dampfboot befährt, gehört zu den genußreichsten Stunden einer italienischen Reise, an den freundlichen Ufern, von Wein, Orangen, Cypressen und Oliven umwachsen, drängen sich die herrlichsten Villen, meist Eigenthum reicher Mailänder: Varenna, Domaso, Cadenabbia, die Villen Tanzi nächst Torno, Melzi, Sommariva, die berühmte Pliniana mit der malerischen Cascade und die prächtige Villa d'Este, von der Königin Karoline von Großbritannien zu einem Palast eingerichtet, den die Engel der Freude und der Liebe bewohnen sollten, sind Punkte, an denen die wehmüthig dankbare Erinnerung aller der Glücklichen, die hier die Wonne des Lebens in reichen Zügen schlürften, ewig hängen wird. Jeden Morgen geht von dem 6 Meilen entfernten Mailand ein Eilwagen nach Como, wo die Reisenden das Dampfboot empfängt. Wer nach Mailand kommt, versäumt nie, den reizenden See von Como zu befahren.
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