Du-Deffant, Marquise

[236] Du-Deffant, Marquise, Marie de Vichy Chamroud, Marquise, geboren 1697, aus einer edlen, aber unbemittelten Familie in Bourgogne. Schon als Kind zeichnete sie sich durch Anmuth und Lebhaftigkeit des Geistes und körperliche Schönheit aus. Ihre Elternvermählten sie gegen ihre Neigung an den Marquis Du-Deffant, der zwar sehr reich, aber schon bejahrt und keineswegs im Besitze liebenswürdiger Eigenschaften war, weßhalb sich auch Marie, da sie kurz darauf eine Rente von 8000 Livr. erbte, von ihm scheiden ließ. Die Marquise hatte trotz ihrer geistigen Regsamkeit viel Hang zur Langeweile, was sich auch in ihren (jener Zeit gefeierten) Briefen an Horaze Walpole ausspricht, und so wurde sie durch den langweiligen Gemahl nur noch mehr gelangweilt. – Einige Zeit besaß sie die Gunst des Herzogs von Orleans, und dieser Umstand trug nicht wenig zu ihrer Celebrität in den eleganten Cirkeln bei. Sie suchte und fand den Umgang der geistreichsten Männer ihrer Zeit, eines Montesquieu, Diderot, David Hume, Horaze Walpole, Voltaire, Fontenelle, Polignac und vieler hochgebildeter Damen. Mit den meisten stand sie im Briefwechsel und ihr Haus war lange der Sammelplatz der gefeiertsten Genies und Schöngeister, welche sie durch Anmuth und Schönheit an sich zu ziehen wußte. Im 34. Jahre wurde sie blind, blieb aber trotz dem noch immer reizend und setzte bis an ihren Tod (1780) ihren anziehenden Briefwechsel fort. – In ihrer ganzen Geistesrichtung lag eine Unstätigkeit, ein ewige Haschen nach Veränderung, daher in ihren Briefen die häusigen[236] Klagen über Langeweile. Ihr Unglück ertrug sie mit Fassung, und blieb im nähern Umgange der zahlreichen Freunde, bis an ihr Ende liebenswürdig. Ihre Briefe an Horaze Walpole, 4 Bände, waren zu seiner Zeit sehr beliebt, und die Verfasserin stand bei ihren Zeitgenossen als geistreiche Frau in hohem Ansehen. Das folgende Jahrhundert hat diese Ansicht aber nicht getheilt, und ihre Gedichte, Episteln, Epigrammen werden jetzt für sehr unbedeutend gehalten. Einige Zeit lebte sie in vertrautem Umgange mit der Lospinasse, einer gleichfalls berühmten Frau jener Zeit; doch trennten sich beide bald wieder, da sie auf ihre Celebrität wechselseitig eifersüchtig waren und keine den Tadel der Andern vertragen konnte.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 236-237.
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