Erfurt

[473] Erfurt, Hauptstadt des preußischen Regierungsbezirkes gleiches Namens, war schon zu Karl's des Großen Zeiten ein berühmter Handelsplatz Deutschlands, noch im Mittelalter höchst blühend, und zählte 1597 gegen 60,000 Einwohner. Durch den 30jährigen Krieg litt ihr Wohlstand sehr und Erfurt zählt jetzt nur 25,000 Einwohner. Die Stadt, jetzt zugleich Festung mit zwei Citadellen, ist alt und unregelmäßig gebaut; hat aber viele stattliche und ehrwürdige Gebäude, darunter den Dom mit 3fachem Thurm und der 275 Ctr. schweren Glocke, das Augustinerkloster (jetzt ein Waisenhaus), worin Luther's Zelle gezeigt wird. In dem Benediktinerkloster auf dem Petersberge ist das Grabmal des durch seine Doppelehe bekannten Grafen von Gleichen befindlich. Erfurt hat viele wissenschaftliche, Kunst- und wohlthätige Anstalten, unter letzteren namentlich eine Hebammenschule, das Martinsstift zur Erziehung armer Kinder etc. Nicht unwichtig sind die Woll-, [473] Baumwoll-, Seiden-, Band-, Leder-, Graupen- und andere Fabriken. Die Gegend ist sehr fruchtbar, namentlich an Sämereien, Gemüsen, Waid, Gewürzpflanzen etc. Am Fuße des Cyriaksberges ist eine Mineralquelle – in der Nähe die uralte merkwürdige Burg Gleichen.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 473-474.
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