[237] Kunst, ist die freie Darstellung des Schönen, und unterscheidet sich von der Wissenschaft darin, daß diese auf dem Wissen allein beruht und nur die Erkenntniß ausbildet, während jene die Verwendung der Kenntnisse bei Hervorbringung des Schönen selbst ist. Diese Verwendung der Theorie (Gesammtheit der Erkenntniß) ist aber in der Kunst eine freie (wie in der Mechanik eine gebundene), gewisser Maßen unwillkürliche, so zwar, daß es unmöglich ist, auf dem Wege der Wissenschaft zur Kunst zu gelangen. Die Lehre von der Kunst ist noch nicht die Kunst, so wenig eine Kunst, die sich belehrend äußert, wie die Poesie, eine Wissenschaft genannt werden kann; darum war die einstige Bezeichnung der Poesie als schöne Wissenschaft höchst unrichtig. Kunst im engeren Sinne, [237] (richtiger Kunstfertigkeit) ist die Gewandtheit im Ueberwinden der Schwierigkeiten bei Hervorbringung des Schönen. Kunst ist das frei dargestellte Schöne; Künste sind die Strahlen dieser Sonne. Die Künste theilen sich, je nachdem sie zum Vergnügen, zum Nutzen oder zur Veredlung des Geistes wirken, in wiefern sie mehr den Verstand oder das Gemüth beschäftigen, in freie und gebundene (mechanische) und absolute (unabhängige). Unter den sogenannten sieben freien Künsten begriff man sonst: Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Musik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie, und ein in diesen Fächern Ausgebildeter hieß Magister der freien Künste. Später verstand man unter diesen auch alle unzünftigen Gewerbe. Diese Eintheilung besteht nun nicht mehr. Wir wissen nur von freien Künsten, gleichbedeutend mit schönen Künsten, als solchen, die den Begriff von Kunst verwirklichen, nämlich die freie Darstellung des Schönen als Idee in vollendeter Form. Kunstwerke sind also nur jene Darstellungen des Schönen, in welchen sich diese Harmonie der Idee und der Form als rein abgeschlossenes Ganze ergibt. Ein Künstler ist sonach derjenige, der diese Harmonie einer Idee mit der Form in einem anschaulichen Werke hervorbringt. Den Künstler macht das Genie (s. d.).
B l.
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