Ficker, Christiane Dorothea Sophie

[120] Ficker, Christiane Dorothea Sophie, die Erfinderin der Tambourirnadel und der bekannten Arbeiten damit in baumwollenen Stoffen, war die Tochter des Schichtmeisters Nier in Eibenstock im sächsischen Erzgebirge und den 12. Novbr. 1769 geboren. Der Gedanke, einen seidenen Faden mittelst einer gekrümmten Stecknadelspitze durch ein Gewebe so zu ziehen und zu verschlingen, daß dadurch erhabene Figuren hervorgebracht wurden, führte zu der Erfindung einer Nadel, die seitdem Tausenden von armen Arbeitern ihr Brod erworben hat. Eine Anzahl von Freundinnen, denen die Erfindung mitgetheilt ward, hatte bald eine solche Fertigkeit im Gebrauch der Tambourirnadel gewonnen, daß die Bestellungen von dergleichen Arbeiten mächtig zunahmen und das Klöppelkissen fast ganz zur Seite gesetzt blieb. Das Nähen in Tambourin verbreitete sich in kurzer Zeit über das Vogtland und über das sächsische und böhmische Erzgebirge. Der Verdienst an den Arbeiten verringerte sich freilich bald wieder und ist jetzt eben so niedrig, als er anfangs bedeutend war. Millionen sind durch diese Erfindung, welche der des Klöppelns durch Barbara Utmann (s. d.), ehrenvoll an die Seite zu setzen ist, nach Sachsen geleitet worden. Die Erfinderin selbst hatte davon keinen andern Gewinn, als den ihr die selbstverfertigten Arbeiten verschafften, und gern überließ sie denselben Andern. Die verstorbene Königin Amalia Auguste erkannte ihr huldreich ein Geldgeschenk zu. Christiane Nier starb am 18. September 1832 als die Gattin des Rektors M. Christian Gotthilf Ficker zu Eibenstock, mit dem sie seit dem 22. October 1811 verheirathet war.[120]

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 120-121.
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