[130] Fingalshöhle. An Schottlands Küste, dem Riesendamme Irlands gegenüber, erheben sich wie eine Fortsetzung desselben ungeheure Basaltmassen aus dem Schooße des Meeres und tragen als viele Reihen größerer oder kleinerer Säulen, die aus dem nämlichen Gestein bestehende Bedachung des berühmten Raumes, das den obigen Namen dem Helden Fingal zum Andenken führt und sich bei einer Breite von 50 Fuß, 300 Fuß lang in die hebridische Insel Staffa hinein erstreckt. Der vom Meer umbrauste Eingang vermag nur durch eine Art Schiffbruch, den die Führer sehr geschickt zu bewerkstelligen wissen, erzwungen zu werden. Das kleine Boot, das den Besuchenden zur Höhle führt, wird mit ihm gleichsam hineingeschnellt und die Manöver ist nicht ganz gefahrlos. Dennoch wagten es auch schon Frauen, wiewohl nur Engländerinnen, sich auf diese Weise die Anschauung des großen Naturwunders zu verschaffen. Nach allen hin ziehen sich dort die mächtigen, bis zu einer Höhe von 150 Fuß aufsteigenden Pfeiler und wanken nicht in der sie Jahrhunderte hindurch umtobenden Brandung.[130] Allein, welche Gewalt sie aus der Tiefe des Oceans hob, um welche Zeit dieß geschah, Niemand weiß es; doch vermuthet man mit ziemlicher Gewißheit, daß vulkanische Revolutionen bei der Entstehung dieses unterirdischen Schöpfungstempels thätig waren. Der an jenen nebligen Gestaden so sagenreiche Volksglaube bevölkert ihn mit mancherlei Spukgestalten, und erzählt gar schauerliche Geschichten davon; doch gibt er ihm auch den romantischen Namen Ua-bhinn, Melodienhöhle. Letztere Benennung bezieht sich auf die leisen, gesangähnlichen Klänge, welche der Tropfenfall der von oben durch die Felsspalten herabfallenden Feuchtigkeit hervorbringt und die in dieser Einsamkeit von zauberischer Wirkung sind.
F.