Frauenklöster

[242] Frauenklöster. Längere Zeit schon hatten sich in Aegypten Männer von dem Verkehr mit Menschen zurückgezogen. Ja, sie waren schon zur Bildung gewisser Gesellschaften und Vereine übergegangen. Da traten auch Frauen, getrieben von dem heiligen Eifer nach Gottseligkeit, zu solchen Vereinen zusammen. Sie suchten als Christinnen schon im vierten Jahrhundert eine ruhige, ungestörte Andacht. Denn das gewöhnliche Leben konnte sie ihnen nicht bieten, weil damals für das Christenthum die Zeiten tiefbewegt waren. Und gerade in die zartfühlende Frauenbrust legte ja die Natur die edelsten Gefühle. – Das Weib will beglücken. Es[242] wohnt in ihm die Sehnsucht, nicht bloß durch flüchtige Worte, sondern durch Thaten auch – durch Aufopferung, durch Entsagung, ja wohl durch Wohlthätigkeit bei eigener Armuth – den echten Christussinn zu offenbaren. So trugen denn die ersten Christinnen ihre Gemüthswelt in das Leben über. Fanden sie dort nicht Erwiederung, so weiheten sie sich, nach den Worten der Schrift, dem Bräutigam im Himmel. Auf diese Weise entstanden Frauenklöster, wo mehrere sich zu dem eben angedeuteten (schon bei den Römern vorgefundenen – siehe Vestalin –) Z wecke vereinten. Man nennt solche Vereine Nonnenklöster. »Nonne,« nach rein morgenländischem Sprachgebrauch bezeichnet ein weibliches Wesen, welches durch strenge Enthaltsamkeit der Verführung entgangen ist, und sein Herz fleckenlos bewahrt hat. Darum sucht und findet man auch die Unschuld, gepaart mit dem Streben für Menschenwohl zu wirken, gewöhnlich in den Frauen- oder Nonnenklöstern, welche schon im fünften christlichen Jahrhundert allgemein waren.

–t–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 242-243.
Lizenz:
Faksimiles:
242 | 243
Kategorien: