[58] Gründler, Charlotte, geborne Lenke, eine vor zwei Decennien noch sehr geschätzte Dichterin, deren Schriften ihr ein ehrendes Angedenken bewahren, wurde den 18. April 1771 in Leipzig geboren. Schon in ihrem 14. Jahre ward sie Waise und mußte für ihre Ausbildung selbst sorgen. Im Jahre 1189 wagte[58] sie, von Freunden ermuthigt und bei kärglichem Erwerb ihres Fleißes leicht überredet, eine kleine Sammlung Gedichte herauszugeben, welche unter dem Titel »Lottchen's Lieder« erschienen und allgemeinen Anklang fanden. Im J. 1792 kam sie in nähere freundschaftliche Berührung mit dem kön. sächs. Oberhofgerichtsrathe Dr. Ehrhardt und dessen hochgebildeter Gattin. Im traulichen Umgange mit diesem geistvollen Ehepaare genoß sie belehrende Unterhaltung und in dem vielartig gestalteten Gesellschaftskreise, der sich im Ehrhardt'schen Hause vereinte, sammelte sie Selbst- und Menschenkenntniß im reichen Maße. 1798 unternahm sie eine Reise zu ihrer Schwester nach Oberschlesien. Hier bot sich ihr eine Stelle als erste Lehrerin am Töchterinstitute zu Glogau an, welche sie sofort antrat. Sie wirkte wohlthätig auf die ihr anvertraute Jugend, bis sie 1803 sich mit dem dortigen Rector Gründler vermählte, der 1807 das Pastorat zu Quaritz annahm, woselbst sie noch jetzt als treue Gattin und sorgsame Hausfrau von Allen, die sie kennen, geehrt und geliebt lebt und sich in Muße mit den neuen Erzeugnissen der Literatur befreundet. Seit 1804 betrat sie auf's Neue das Gebiet der Dichtkunst. Ihr erstes Werk, nach längerem Stillschweigen war der Roman »Antonie Westau,« der wohlwollende Aufnahme und ehrende Anerkennung fand. Ihre metrischen Dichtungen erschienen unter dem Namen Adelheid in mehreren Zeitschriften: Wieland's Merkur, Zeitblüthen, in den schlesischen Provinzialblättern etc. zerstreut.
i