[163] Hannibal. Einer der größten Feldherrn der Vergangenheit, war der Sohn des karthagischen Helden Hamilkar Barkas, dessen ganzes Leben im Kriege gegen Rom, der mächtigen Nebenbuhlerin seiner Vaterstadt, verfloß. Als neunjähriger Knabe begleitete er seinen Vater nach Hispanien, doch ließ dieser ihn zuvor einen Eid: »nie der Römer Freund zu sein« schwören. Hier begann für Hannibal die ernste Kriegesschule und früh reif nahm sein großer Geist des Vaters Plan, durch die in Spanien errungnen Vortheile einst Rom furchtbar zu werden, in sich auf. Schon sein 19. Jahr fand ihn als Waise und nachdem er später an seines Schwagers Hasdrubal Stelle den Oberbefehl über das heer erhielt, [163] beeilte er sich, jenen großartigen Gedanken auszuführen. Er unterwarf die noch unbesiegt gebliebenen, spanischen Stämme und nahm die reiche Stadt Sagunt mit Sturm ein. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo Rom den Krieg erklärte und er den Plan, es in Italien selbst anzugreifen, in's Werk setzte. Mit Windesschnelle flog er über die Pyrenäen und an dem Rhodanus (d. Rhone) an dem erstaunten römischen Heere, das herbeizog, Sagunts Fall zu rächen, vorüber, und bewerkstelligte in 15 Tagen den unsäglich gefahrvollen Uebergang über die Alpen, der ihm fast die Hälfte seines Heeres kostete. Kaum in dem blühenden Oberitalien angekommen, eröffnete er mit seiner erschöpften Heldenschar durch die erste glänzend gewonnene Schlacht eine Reihe von Siegen, die ihm Roms Thoren immer näher führte. Der Sieg von Cannä, wo er den Kern der römischen Armee schlug, vernichtete jede Hoffnung der stolzen Stadt, und der Schreckensruf: »Hannibal ist vor den Thoren« schien das baldige Erscheinen des furchtbaren Feindes in ihren Mauern zu verkünden; doch jetzt sank Hannibal's Stern! Seine Krieger, erschöpft und so vielen Treffen zusammen geschmolzen, vermochten nicht mehr, ihm die ersehnte, mit ungeheuern Opfern so nahe gebrachte Krone seiner Thaten, die Einnahme Roms, zu erkämpfen. Frische Hilfstruppen sandte das, auf ihres großen Mitbürgers Ruhm eifersüchtige, Karthago nur saumselig, und als endlich ein Verstärkungsheer herbeizog, ward es gänzlich geschlagen, ehe es sich mit Hannibal vereinigen konnte. Noch hoffte dieser auf neue Hilfe und suchte unterdessen die gemachten Eroberungen zu behaupten, da wurde er plötzlich von dem Schauplatze seiner Siege nach der Heimath abgerufen, weil der römische Feldherr Scipio von Sicilien aus in Afrika eingefallen war. Auf den Ebenen von Zama sollte nun das Schwert entscheiden, wer ferner die Welt beherrschen dürfe, ob Didos Stadt, ob Rom, und es entschied für Letzteres; denn die alten sieggewohnten Scharen des Hannibal waren nicht mehr und das neue Heer des großen Führers unwürdig unterlag[164] dem Scipio und seinen tapfern Legionen. Ein harter Friede war die Folge dieser Niederlage für Karthago. Rom verlangte die Auslieferung des Hannibal. Der durch Kummer und Unglück ergraute Krieger entfloh zum König Antiochus nach Ephesus, der ihn wohl aufnahm und sogar auf seinen Rath den Krieg gegen Rom wieder begann, aber geschlagen wurde und im Begriff stand, den gefährlichen Gast auszuliefern. Hannibal rettete sich nach Bithynien zum König Prusias, und nahm, als auch hier der Römer Haß ihn ausspähete und seine Gefangennehmung schon beschlossen war, Gift, im 64. Jahre seines Alters (183 v. Christus).
F.