Harz

[180] Harz, das im Herzen von Deutschland gelegene Hochland und waldreiche Gebirge, das sich zwischen Eisleben und Osterrode von Sachsen nach Hannover erstreckt, und gegen 40 Städte und Flecken enthält. Nach natürlicher Lage theilt es sich in den Ober- und Unterharz. Den Mittelpunkt bildet der 3500 F. hohe, durch Sagen und Mährchen von Kobolden und Hexen berühmt gewordene Brocken, im Munde des Volkes der Blocksberg genannt. Man erzählt, daß während ihrer Kriege mit Karl dem Großen die Sachsen ihrem Wodan auf den Granitblöcken des Harzberges in sternenhellen Nächten Opfer brachten, und um die Franken zu schrecken, in Hirschfelle und Ochsenhäute vermummet, durch Geweihe und Hörner entstellt, mit Feuerbränden und Gabeln bewaffnet, unter dem Getöse ihrer klirrenden Opfergeschirre und mit fürchterlichem Geschreie auf dem ihnen heiligen Gipfel des Berges sich zusammenscharten. Die Höhen des Harzes bedeckt meist Nadelholz; wilde Felsen, rauhe Hochflächen, hier und dort auch Moraste,[180] weite und enge Abgründe und Schluchten durchfurchen denselben und wechseln mit schönen Weideplätzen und lieblichen Auen. Der fleißige, betriebsame Harzbewohner nährt sich von der Viehzucht und vom Bergbau, Holzhauen, Kohlenbrennen, Häuserzimmern und Löffelschnitzen, die Frauen vom Spinnen und Spitzenklöppeln etc. Die silberreichen Gruben sind von Alters her berühmt und unerschöpflich. Ihr tiefster Punkt ist Lautenthal, 144 F. hoch über dem Meeresspiegel. Die höchsten bewohnten Gebirgsorte sind Hohengeiß, Andreasberg und das königl. Forstamt Klausthal. Für die Brockenbesahrer, welche auf dem Gipfel des Berges das Brockenhäuschen (ein freundliches Wirthshaus) aufnimmt, sind die sehenswerthesten Punkte des Harzes das Ilsethal, das Selkethal mit dem Mägdesprung und dem Alexisbad, der einzigen Mineralquelle des ganzen Gebirges, die Victorshöhe, die Baumanns- und Bielshöhle bei Rübeland, und da, wo die Ocker sich malerisch ihr tiefes Bette durch Felsen bricht, und wo schäumend die Bode sich über die Roßtrappe in's Land stürzt. (Siehe Taschenbuch für Reisende im Harz, von Gottschalk)

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 180-181.
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