[201] Hebamme, die Helferin bei naturgemäß erfolgenden Geburten. In alten Zeiten verrichteten Mütter, Matronen, alte[201] Sclavinnen dieses Geschäft, die sich in schwierigen Fällen nicht anders, als durch Anrufung der Göttinnen Lucina, Eileithya etc. zu rathen wußten, da die Hilfe von Seiten des Arztes (Geburtshelfers) noch nicht zu erlangen war und sich bloß auf Hinwegnahme des Kindes von der verstorbenen Mutter beschränkte. Erst vor 300 Jahren fing man an, Frauen in der Kunst der Geburtshilfe zu unterrichten. Noch lernten die Hebammen bloß auf dem Wege der Erfahrung, ohne wissenschaftliche Anleitung, und in Leipzig wurden sie sonst von den Gattinnen der Bürgermeister geprüft und gewählt. Louise Bourgeois (s. d.) in Paris drang zuerst auf wissenschaftlichen Unterricht in diesem Fache, und die Gattin des berühmten Hildanus war im 17. Jahrhunderte die kenntnißreichste Geburtshelferin. Die oben genannte Hofwehmutter unter Heinrich IV., die Frau Sigmund, brandenburgische Hofwehmutter, die braunschweigische Hebamme Horneburg, die de la Marche etc. waren die ersten Schriftstellerinnen dieses Faches. Später entstanden Hebammenschulen, worunter die Straßburger 1728 sehr besucht war. Die Frau Boursier du Coudray erfand das Phantom (die Entbindungsmaschine), und ihr Lehrbuch erhob ihre Kunst auf eine hohe Stufe. Nach und nach wurden in allen Staaten Hebammenschulen errichtet, da ihr wohlthätiger Einfluß auf die Menschheit und namentlich auf die künftige Generation sich unverkennbar kund gab.
D.