Janin, Jules

[382] Janin, Jules, Jules, einer der geistvollsten und genialsten unter Frankreichs lebenden Schriftstellern, 1804 in St. Etienne geb., in Lyon und Paris gebildet, war Anfangs Mitarbeiter des Figaro und der Quotidienne. und zeichnete sich zuerst dadurch ehrenwerth aus, daß er sich bei den neuern politischen Ereignissen nie einer Handlung des Eigennutzes oder Ehrgeizes schuldig machte. Nach Polignac's Eintritt in's Ministerium schlug sich Janin von jenem royalistischen Journale zur Opposition, das Journal des Débats öffnete ihm seine Thore und nach der Julirevolution erschien »Barnave,« Janin's bestes Werk, das die legitime Monarchie verfocht und den Sturz des Königthums schilderte. Seitdem schleudert er seine unerbittlichen Kritiken mit eben so geistreicher Tiefe als scharfem Witze über die zahllosen Erzeugnisse der Tagesliteratur. Alle Zeitschriften fürchten ihn und suchen ihn in ihr Interesse zu ziehen, und bei dem Allen hat er noch immer Zeit gewonnen, so treffliche Romane, als »la Confession,« »l'àne mort,« »les Contes« sind, zu schreiben; die Vorrede zu dem letztern ist wohl das Beste, was aus Janin's gewandter Feder geflossen ist. In Hinsicht seiner gesellschaftlichen Stellung, seines sorglosen, biedern Charakters repräsentirt er auf die ehrenvollste Weise den würdigern Theil des neuen Frankreichs.

R.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 382.
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