Knorring, Sophie von

[163] Knorring, Sophie von, Sophie von, geb. Tieck, Schwester des berühmten Dichters, geb. 1775 zu Berlin, übte sich schon in früher Jugend mit ihrem Bruder in poetischen Versuchen und zeigte eine eben so lebhafte Auffassungsgabe als gefällige Darstellung. 1799 vermählte sie sich mit dem Consistorialrath und Gymnasialdirektor A. Bernhardi, der sich gleichfalls durch schriftstellerische Arbeiten, sowohl im Gebiete der Belletristik als des Schulwesens Anerkennung erworben hat. Im Verein mit ihm, ihrem Bruder, den beiden Schlegel und mehreren jungen feurigen Anhängern der romantischen Dichterschule, wirkte sie thätig mit, jenen Bestrebungen der neuen Literatur Geltung zu verschaffen. Sie verfaßte in dieser Zeit den Roman »Julie St. Albain,« die »Wunderbilder und Träume,« eine Mährchensammlung; »dramatische Phantasien« etc. und lieferte sowohl zu den Bambocciaden, wie in mehrere Zeitschriften und Sammlungen werthvolle Beiträge. 1805, nach einem Badeaufenthalt in Pyrmont, verließ sie ihren Gatten und ging nach Rom. Hier fand sie ihre Brüder und verweilte eine längere Zeit. – Ihre Ehe wurde auf Antrag ihres Gatten getrennt und Sophie heirathete einen ihr schon früher befreundeten Kenner der deutschen Literatur und Poesie, den Herrn von Knorring, dem sie 1810 nach Liefland, seiner Heimath, folgte. Sie wurde in Folge dieser Verbindung in zweiter Ehe Mutter mehrerer Kinder. Als Dichterin scheint sie vergessen, obgleich mehrere ihrer Produkte geeignet sind, noch jetzt lebhaftes Interesse zu erregen. Ihre Phantasie ist bilderreich, ihre Sprache elegant, ihre Kenntniß des weiblichen Herzens umfassend. Wenig deutschen Schriftstellerinnen stand Humor und Laune in solchem Grade zu Gebote, wie Sophien von Knorring.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 163.
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