Krämpfe

[210] Krämpfe, im engern Sinne gewisse krankhafte Erscheinungen der Muskulargebilde, im weitern aber auch solche an andern Theilen des Körpers, wie der Haut etc. Der Krampf ist ein Zustand, dem alle Theile des organischen Körpers unterworfen sind, der sich durch Verminderung des Umfanges, durch Kälte und Blässe des leidenden Theiles darstellt, seinem Wesen nach in krampfhafter Verkürzung, Spannung und Verdichtung des Zellgewebes desselben besteht und durch Einwirkung innerer und äußerer krankhafter Reize, unmittelbar und ohne eine der Einwirkung vorhergegangene sinnlich erkennbare Veränderung in der Ernährung und Organisation eines solchen Theiles als wesentlich vorauszusetzen, erregt wird. Die Krämpfe haben zur nächsten Ursache meistens ein regelwidriges Befinden des Nervensystems. Der Muskelkrampf äußert sich in zweck- und regelwidrigen, unwillkürlichen Bewegungen dieser Organe und heißt tonisch, wenn er anhaltend, klonisch, wenn er schneller vergehend ist oder als Zuckung erscheint; Convulsionen sind der heftigste Grad des Krampfes, der viele Muskeln zugleich ergreift. Der Starrkrampf, die Starrsucht, Epilepsie, Veitstanz, das sardonische Lächeln, Brust-, Blasen-, Mutter- und Magenkrampf, der Frost in Fiebern u. s. w. sind besondere Krampfkrankheiten. Kinder, Frauen und weichliche Männer sind vorzugsweise zu Krämpfen geneigt und der Genuß nervenaufregender Dinge, bei vernachlässigter Uebung der Muskelkräfte, wodurch der entstehende Ueberschuß an Nervenkraft verzehrt wird, tragen besonders zum Entstehen derselben bei, doch können Gemüthsbewegungen, übermäßige Anstrengungen des Körpers und Geistes, Gift und viele andere Ursachen Krämpfe erregen.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 210.
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