Lablache

[248] Lablache, der berühmteste Sänger unserer Zeit, wurde 1795 von franz. Eltern in Neapel geb., studirte in dem Conservatorium seiner Vaterstadt, betrat frühzeitig die Bühne und wurde im 20. Jahre beim Theater in Palermo angestellt, wo er 5 Jahre lang in einem untergeordneten Rollenkreise wirken mußte. Zufällig hörte den jungen Künstler Rossini, ahnte das in ihm schlummernde ungeheure Talent und verschaffte ihm ein Engagement zu Rom. Von hier aus verbreitete sich Lablache's Ruhm durch ganz Italien; seine Landsleute nannten ihn den »Heros des Gesanges« und überall, wo er auftrat, erwarb er sich Schätze und Lorbeeren. Als er 1822 unter Barbaja's Direction mit der italien. Oper nach Wien kam, verdunkelte er sogar die Fodor und den herrlichen Tenor Rubini. Von dieser Zeit an glänzte der berühmte Gesangskünstler[248] auch zu Paris und London; man kann sagen, er erwarb sich die Bewunderung aller gebildeten Nationen Europa's. Gegenwärtig ist er die erste Zierde der italien. Oper in Paris. Lablache's Baßstimme ist von wunderbarer Schönheit und Kraft, biegsam, imposant, herzgewinnend, sein Vortrag edel und durch und durch gebildet. Er ist auch als Schauspieler Meister, gleich groß in ernsten, wie in komischen Partien. Seine ganze Erscheinung zeigt Adel und Grazie, Alles an ihm wird Uebereinstimmung und stempelt ihn zu einem Künstler des ersten Ranges. Wie achtungswerth L. auch als Mensch ist, schildert folgende Anekdote: Er ging im vorigen Jahre durch ein Gäßchen zu London, und sah hier einen armen Straßenmusiker sich abmühen, nur einige kleine Geldstücke zu verdienen, was ihm aber nicht zu gelingen schien; denn die Thränen liefen ihm über das Gesicht und sein ganzes Wesen verrieth Verzweiflung. Lablache wurde gerührt, nahm dem armen Manne die Geige aus der Hand, begleitete sich selbst und ließ seine gewaltige Stimme durch die Straße ertönen. Eine große Menschenmenge eilte herbei und der arme Musiker hielt eine so gesegnete Ernte, wie früher in Monaten nicht.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 248-249.
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