[253] Ladronen, Diebsinseln oder Diebsinseln, auch Lazarusinseln und Marianen, 25 an der Zahl von 60 M. Flächeninhalt, gehören zu den nördlichen Inselgruppen des stillen Oceans, wurden schon 1521 durch den ersten Weltumsegler Magelhaen entdeckt, von dem sie auch wegen der kindischen Diebesliste ihrer damaligen Bew. den Namen erhielten, und stehen seitdem unter der Bothmäßigkeit der Spanier. Die Eingebornen sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag von sanftem und gutmüthigem Charakter. Die Frauen genießen eine Macht und ein Ansehen, wie es nur bei civilisirten Nationen gefunden wird, und sind in Folge dessen von außerordentlicher Schönheit. Doch ist die Einwohnerzahl von 150,000 auf 5000 geschmolzen. Sie kleiden sich wenig; die Männer in weite Hosen und Hemden, die Weiber nur in diese von den feinsten Stoffen. Ihr Haar ist wohlgeordnet und auf dem Scheitel geflochten. Hals und Arme schmücken sie mit Bernsteinketten und Korallenbändern, die sie von den Europäern eintauschen. Bei ihrer geringen Einwohnerzahl liegen die schönen Marianen öde und wüste, wiewohl ihr üppig wuchernder Erdboden von der Fülle der tropischen Inselwelt strotzt. Nichts gleicht den Wohlgerüchen, mit welchen die Orangenwälder, die eingeführten Fruchtbäume, der prachtvolle Pisang, die Wunderpflanzen Asiens und Australiens etc. die Lüfte erfüllen. Alle europäischen Hausthiere, das amerikanische Llama und die her verpflanzten Kartoffeln sind hier heimisch geworden. Guaham, 20 M. im Umfang, mit 3000 Ew., ist die größte und zugleich auch die südlichste unter den Ladronen. St. Ignazio de Agoña (Agonja), die Hauptst. der Insel, liegt bezaubernd schön, in einer reizenden Bucht der Westküste am sanften Abhange eines herrlichen Palmenhains. Sie ist der Sitz des span. Gouverneurs und hat 499 wohlgebauete[253] Häuser. Auf einigen Inseln trifft man noch Spuren früherer Kultur in alterthümlichen Ruinen.
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