[383] Lithauen, ein ebenes Land, bewohnt von einem eigenen Stammvolke, das seinen Sitz an der Südostküste des baltischen Meeres hat und jetzt unter preuß. und russ. Herrschaft steht. Einst mächtig und selbst einen Theil von Rußland, Polen und Preußen beherrschend, hatte es seine glänzendste Periode unter dem Herzoge Jagello, 1386, welcher sich mit Hedwig (s. d.), Königin von Polen, verband. Als aber Polen und Lithauen zu einem Staate verschmolzen wurden, theilte das letztere auch alle Schicksale des ersteren.[383] Das Volk ist eines Stammes mit den Letten, hat jedoch eine so eigenthümliche Sprache, daß es jedem Fremden schwer fällt, sie zu erlernen. Voll glücklicher Anlagen, begabt mit einer fast wunderbaren mechanischen Geschicklichkeit, hat der gemeine Mann doch wenig Sinn für Industrie. Der Boden des Landes, mit Ausnahme des schmalen Küstenstriches an der Ostsee, ist höchst ergiebig an Feld- und Gartenfrüchten und könnte das Zehnfache der Einwohnerzahl, 1,400,000 Seelen, ernähren, wenn die endlosen Linden-, Eichen- und Birkenwälder etwas gelichtet würden. Erstere liefern den köstlichen weißen Jungfern-Honig, letztere sind der Aufenthalt zahlreichen Wildes, worunter das Elenthier, Wölfe, Luchse, wilde Katzen und selbst Bären. Vorzügliche Ausfuhrartikel sind Hanf, Flachs, Getreide, Holz, Thierfelle und Talg, welche auf dem Niemen, dem Dnieper, Düna und Bug, durch die Weichsel zum Meere gelangen. Der Flächeninhalt des ganzen L's beträgt 5000 Quadrat M. V.