[194] Meridian. Wenn man sich durch irgend einen beliebigen Ort der Erdoberfläche eine gerade Linie gezogen denkt, und zwar in solcher Richtung, daß deren Endpunkte die beiden Pole der Erde treffen, so ist diese Linie ein Meridian, und heißt der Meridian des Ortes, an welchem man eben diese Betrachtung angestellt hat. Der Astronom denkt sich nun dieselbe Linie an den Himmel verpflanzt, wiederum von Pol zu Pol gehend und senkrecht über seinem Beobachtungsort fortlaufend. Nach einem so angenommenen M. berechnet der Geograph die Lage eines Orts (Länge und Breite), der Astronom den Himmel und seine Erscheinungen; am wichtigsten aber ist seine genaue Kenntniß dem Seefahrer. Die Franzosen ziehen ihren M. durch Paris, die Engländer durch das Observatorium von Greenwich, die Spanier durch Cadix, die Portugiesen durch Lissabon, die Deutschen durch Ferro, eine der kanarischen Inseln. Diese Verschiedenheit veranlaßt manche Verwirrung, und läßt den Wunsch nach Annahme eines festen Ortes immer mehr aufkommen.
V.