[281] Montolieu, Pauline von, Pauline, Isabelle v. Polier, Freiin von, geb. den 3. Mai 1751 in Lausanne, empfing von ihrem Vater, welcher Decan der Akademie in Lausanne war, eine sehr gute Erziehung, und ward 1769 an Herrn Benjamin de Crousaz de Mezeri verheirathet. Sie verlor ihren Gatten bereits nach 5 Jahren, und beschäftigte sich jetzt vorzugsweise mit der Erziehung ihres einzigen Sohnes. Ein Zufall zeigte ihr den Beruf als Schriftstellerin. Von der Erzählung einer Begebenheit ergriffen, schrieb sie dieselbe nieder, zeigte das Manuscript ihren Freunden; und diese überraschten sie mit der Herausgabe desselben, und der Roman, es war Karoline von Lichtfeld, fand allgemeine Theilnahme. Nach zwölfjährigem Witwenstande vermählte sie sich zum zweiten Male mit dem Herrn von Montolieu, der ihren Geschmack an der Literatur theilte, und sie ermunterte, in ihren geistigen Beschäftigungen fort zu fahren. Um den Kreis derselben zu erweitern, lehrte er ihr die deutsche Sprache, und setzte sie dadurch in den Stand, Uebersetzungen zu liefern, die durch einen leichten und gefälligen Styl sich auszeichnen. Vor wenig Jahren lebte sie noch in Lausanne, wo die Thätigkeit ihres Geistes und ihrer Phantasie, und die lebhafte Heiterkeit, womit sie gesellige Kreise zu beseelen wußte, von der fortbestehenden inneren Jugend zeugte, die der Greisin hoffentlich bis zum Grabe treu bleiben wird. Von ihren zahlreichen Schriften erwähnen wir noch: Theodora: la Princesse de Wolfenbüttel; die Uebersetzung von Schillers Geisterseher: lettres écrites de Rome et de la Grèce au commencement du 4. siècle und ihren schweizerischen Robinson.
A.