Norderney

[444] Norderney, eine ziemlich wilde Insel von vier Stunden[444] Umfang, an der Küste von Ostfriesland, mit der sie sonst zusammengehangen zu haben scheint. berühmt durch das immer mehr besuchte und wegen der heilsamern Wirkungen der stärkern Nordsee vor andern geschätzte Seebad. Man erreicht die Insel zu Schiffe oder bei Ebbezeit, die aber genau zu halten ist, zu Wagen, auf einer nach der Insel sich erstreckenden Sandbank. Norder. ist hügelig, hat hohe Dünen, mit Kaninchen, Bergenten und zahllosen Seevögeln belebt und von üppigen Gestadepflanzen umgeben, ein Dorf mit 550 ehrlichen Insulanern, die 69–70 Zimmer an Gaste abzulassen haben. Ein Badehaus, Conversationshaus mit Speisesaal, und ein Logishaus sind außerdem vorhanden. Kalt badet man am Nordweststrande, wo Badekutschen mit Zeltschirm und Klingeln bereit stehen. Warme Bäder sind im Badehause oder im Wohnzimmer à 12 Gr. zu haben. Ein Kaffehaus, die Zeitungslectüre im Conversationshause, Spaziergänge im Dünensande, an dem Meeresufer oder in dem einzigen Gehölz, Seefahrten, das Anschauen der bei Stürmen 20 Fuß hohen Fluth, sind hier die bescheidenen Vergnügungen. Für zu reizbare Naturen ist das Klima oder selbst das starke Nordseewasser nicht so zuträglich als Ostsee- oder Mittelmeerbäder.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 444-445.
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