Palmyra

[79] Palmyra. Gewaltige Trümmermassen in einer Wüste, meisterhafte Gebilde des Meißels, zwischen Schutt, von Unkraut überwuchert; rings umher die Stille des Grabes, nur hier und da eine Palme oder ein unstäter Araber, theilnahmlos unter einem gewaltigen Portikus lehnend: – Das Grab einer vor Jahrtausenden gesunkenen Größe, die Residenz mächtiger Herrscher, der großen Zenobia, deren Andenken die Sage und das Mährchen in wundersame Zauber eingesponnen. Das ist Palmyra – in seinen Trümmern aber immer noch eine Feenstadt, das Gigantenmausoläum eines zerschmetterten Reiches. P. auf einer lieblichen, quellreichen, olivenbeschatteten Oase zwischen dem persischen Meerbusen und dem mittelländ. Meere gelegen, war der Stapelplatz aller Karavanen, welche Indiens Schätze nach Europa förderten. Römer und Parther achteten seine Größe bis auf Trajan, der es eroberte[79] und der röm. Weltherrschaft einverleibte. Damals entstanden jene majestätischen Tempel, Paläste und Säulenwälder, welche noch jetzt die Gegend stundenweit bedecken und Ehrfurcht erwecken. – Erst im 18. Jahrhunderte wurden diese Ruinen von den Reisenden Wood und Dawkins entdeckt. Das prächtigste aller Gebäude, der Sonnentempel, ist noch am besten erhalten. Weit um in der Gegend erblickt das Auge prachtvolle Pfeiler, Ruinen von Tempeln, Palästen, christlichen Kirchen, Moscheen, Thürmen etc., alles kunstvoll und in edlem Geschmacke aus Marmor gebildet. In der Nähe lehnt sich ein elendes Dorf, kaum von 30 Familien bewohnt (Thadmor) an die Trümmer.

H.

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Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 79-80.
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