[300] Provence, eine der schönsten Provinzen des südl. Frankreichs, jetzt die Departements der Rhonemündungen, des Var, der niedern Alpen und zum Theil auch das der Vaucluse bildend, erhielt von den Römern, die hier seit 124 v. Chr. herrschten, den Namen Provincia. Später setzten sich nach und nach Gothen, Burgunder, Franken und selbst die Saracenen nach der Eroberung Spaniens in diesem Landstriche fest, bis endlich die Franken unter Karl Martell Letztere wieder vertrieben. Unter den schwachen Nachkommen Karl's d. Gr. machten sich die Grafen von Provence unabhängig, starben jedoch 1480 aus, und seitdem gehört das Land zu Frankreich. Der Boden ist zum Theil steinig und unfruchtbar, namentlich in der Nähe der Alpinen (eines Alpenzweiges), das Klima aber herrlich. Schon im Januar, spätestens Februar, steht Alles in voller Blüthe; Schnee und Frost gehören zu den Seltenheiten. Deßhalb gedeihen hier alle edlen Südfrüchte und das schönste Obst. Die Sprache der Provençalen ist eine altromanische Mundart, ein Gemisch von Italienischem mit Französischem, das recht gut klingt. Vom 1114. Jahrh. wurde das provençalische, damals sehr ausgebildet, von allen Gebildeten nicht nur der Provence, sondern auch aller Grenzländer, besonders der spanischen, gesprochen; die pr. Dichter und Sänger (s. Troubadours) waren an allen Höfen gefeiert. Von den Erzeugnissen dieser begeisterten, oft den höchsten Ständen angehörenden Poeten ist nur wenig auf uns gekommen; das Beste dürfte in Raynouard's »Choix des poésies originales des Troubadours« (6 Bände, Paris 181621) enthalten sein. Neuerdings haben Dietz u. A. das Interesse für jene Blüthenzeit des franz. Minnegesangs wieder zu erwecken gesucht.
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