[74] Schädellehre, Kraniologie, Kranioskopie, heißt das von dem Dr. Gall in Wien neu gebildete, und dann seit 1808 in Verbindung mit dem Dr. Spurzheim von ihm zu Paris immer mehr erweiterte anatomisch-physiologische System, welches sich auf die Wahrnehmung gründet, daß gewisse Geistesvermögen einer bestimmten äußern Schädelbildung entsprächen, und diese äußeren Unebenheiten am Schädel, die man durch Betasten entdeckt, als Anzeigen einer bestimmten innern Eigenschaft der Seele, oder der Organisation überhaupt, feststellt. Obwohl diese Lehre Anfangs ungemeines Aufsehen erregte und ihr wohl auch etwas Wahres zu Grunde liegen mag, so haben doch strenge Prüfungen bewiesen, daß sie zu keinem sichern Resultate führt.