Schwindel

[176] Schwindel, die sonderbare Empfindung, wo Alles mit uns im Kreise geht, in einander fließt, wobei die Ohren sausen, die Beine zittern, eine Art Trunkenheit, welche stets die Folge einer Schwäche ist, die verschiedene Ursachen hat, nachdem sie körperlich, geistig, wirklich oder scheinbar sind. Menschen, die wirklich durch Krankheiten, Nachtwachen, Wochenbetten, Geistesanstrengungen geschwächt sind, werden leicht schwindelig. Kranke werden oft vom Lesen einiger Zeilen schwindelnd. Vollblütige werden durch Blutandrang scheinbar schwach und zu S. geneigt. Geistige Schwäche aber ist es, wenn Muthlosigkeit die Ursache ist. Es gibt Menschen, die auf hohen Standpunkten, bei aller vorhandenen Sicherheit eiserner Brustwehre, sich alle Gefahren des Hinabstürzens vorspiegeln und dadurch S. bekommen. In solchen Fällen gilt es sich zu ermannen, sich zuzurufen, daß man thöricht sei. Man schließe die Augen, bedecke sie mit der Hand, denke erst vernünftig über die Lage und Unmöglichkeit der Gefahr nach, öffne sie langsam, lasse den Blick erst in die Ferne schweifen, um nach und nach die nahen Gegenstände zu fassen, oder setze sich lieber. Bewegung, kühles Verhalten, leichte, nicht drückende Kleidung, gemäßigte Anstrengung des Körpers und Geistes[176] kalte Waschungen, Bäder etc., werden dagegen helfen. Der höchste Grad von Schwindel ist Seekrankheit (s. d.).

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 176-177.
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