[358] Spitzeder-Vio, Betty, die komische Sängerin par excellence, welche in den naiven und munteren Rollen, unterstützt von einer leichten, graziös-beweglichen Figur und einer angenehmen Stimme, die rund, rasch und voll aus freier Brust hervorklingt, die reichste, natürlichste Komik entfaltet und in diesem eigenthümlichen Fache fast mit der gefeierten Sonntag rivalisirte. Geb. 1807 in Lübeck, bildete sie sich frühzeitig in Italien zur Sängerin, und ging von da nach Wien, wo sie in dem lustigen Gedränge der gemüthlichen Kaiserstadt, zur glücklichen Stunde von ihrem Mutterwitze geleitet, den Genius der echten Heiterkeit in seinem Verstecke ertappte und durch ihr naives Schmollen den Götterknaben zwang, sie seine lustigen Geheimnisse zu lehren, die sie nun lächelnd als seine lächelnde Dienerin auf der Bühne plastisch gestaltete und in leichtgeschwingten [358] Melodien der freundlichlauschenden Menge mittheilte. Als sie 1828 in Berlin auf dem Königstädter Theater zuerst gastirte, gefiel sie so ausnehmend, daß sie gleich das Jahr darauf daselbst engagirt wurde. Auch blieb sie hier der Liebling der komischen Muse, wie der des Publikums, bis sie sich mit dem trefflichen Basso-Buffo Spitzeder verheirathete, mit welchem sie nach München ging, wo sie noch jetzt glänzt.
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