Steindruck, Lithographie

[400] Steindruck, Lithographie). In tiefes Nachsinnen verloren und mit seiner kümmerlichen Lage beschäftigt, ging an einem Sommernachmittage d. J. 1796 der vormalige Schauspieler Aloys Sennefelder aus Prag, bei München spazieren. Zufällig griff er[400] einem Stücke Pelheimer Kalkschiefer, schnitzte daran mit dem Messer und kam durch das feine Korn und die Weichheit desselben auf den Gedanken, ob man nicht auf ihm durch Aetzwasser erhabene Figuren hervorbringen könne, um diese dann wieder abzudrucken. Der Versuch glückte, und 3 Jahre darauf gelang es ihm, den S. auch auf einer ganz glatten Fläche mittelst blos chemischer Mittel herzustellen, und hierzu einen noch passenderen Stein, einen feinkörnigen Kalkschiefer bei Solenhofen, 3 Stunden von Neuburg an der Donau in Baiern, aufzufinden. Aus diesen Steinen werden nun 2–3 Zoll dicke Platten gefertigt und diese auf einer Seite durch seinen, dazwischen geschütteten Silbersand an einander selbst abgeschliffen. Auf diese geebneten Platten wird bei Gegenständen von geringerem Kunstbelange die Zeichnung mittelst einer Stahlfeder, eines Pinsels oder einer aus Wachs, Seife und Lampenruß bestehenden Kreide, mit einer fettig-alkalischen Tusche aufgetragen, diese mit verdünntem arabischen Gummi, und sodann mit einer von seiner Druckerschwärze überzogenen Walze übergangen, worauf die Zeichnung, welche die Druckerschwärze nur an den getuschten Stellen annimmt, unter einer Presse auf Papier abgedruckt wird. Bei höhern Kunstwerken wird jedoch die Zeichnung mit der Nadel eingegraben. Noten zeichnet man durch besondere, aus messingenen Röhrchen bestehende Notentupfer. Auch sind die Versuche geglückt, buntfarbige Steindrücke zu liefern. 1817 erfand Sennefelder das Steindruckpapier, welches die Stärke des Pergaments hat und mit einer Mixtur von Thon, Metalloxyden, Leinöl und Kreide überzogen ist. Der S. hat sich jetzt allgemein verbreitet und fast in allen Städten Deutschlands finden sich lithographische Anstalten.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 400-401.
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