Steppen

[406] Steppen, der mühsamste und am Wenigsten fördernde Stich in der Nätherei, besteht darin, daß man auf der durch einen ausgezogenen Faden bestimmten Linie in der Leinwand immer über drei Fäden zurücksticht und die Nähnadel wieder drei Faden weiter hinausschiebt. Unsicherer ist das Steppen ohne vorherbestimmte Linie, wie es in baumwollenen und seidenen Stoffen vorkommt. Man wendet diesen Stich überall da an, wo besondere Festigkeit der Nath nöthig ist. In der Stickerei pflegen französische Arbeiterinnen bisweilen leere Räume durch dicht ineinander gefügte Steppstiche auszufüllen, was sehr gut aussieht. Vor Alters umzog man die Contoure in bunten Seidenstickereien nicht selten mit Steppstichen. Die Schnürbrüste, Damensättel und seinen Ledersachen (letztere noch heut) waren ehemals mit Steppereien reich geziert und schon deßhalb sehr theuer. Das Steppen der Bettdecken, jetzt nur dem Namen nach in Vorderstichen ausgeführt, wurde vor 50 und 100 [406] Jahren ganz ernstlich im Steppstich gemacht, wie denn überhaupt die alten Frauenarbeiten wahre Riesenwerke sind und noch stilles Zeugniß von der Geduld und Eingezogenheit der Urältermütter geben.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 406-407.
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