[34] Tasse, ein Trinkgeschirr, das in der noch immer bekannten Form schon, den aufgefundenen Alterthümern zufolge, die Griechen, Etrusker und Römer kannten. Es war so natürlich der selbst bei den rohesten Nationen gebräuchlichen Schale, der Reinlichkeit halber, einen Untersatz zu geben, daß man sich wundern muß, warum man dieß nicht noch früher that, allein der uns eben so unerläßlich scheinende Zusatz des Henkels fehlt den antiken nicht minder, als den seinen chinesischen und japanesischen Tassen. Sie sind sämmtlich nur runde Näpfchen von nicht selten ungefälligem Ansehen. Bei den Alten, denen das Porzellan fremd war, machte man die Tassen, sowie andere Geschirre aus seiner, gebrannter Erde, Glas und Metall, doch bediente man sich ihrer überhaupt noch nicht so allgemein, als gegenwärtig. Welche Veränderungen ihre Gestalt im Laufe der Zeiten erlitten hat, und noch nach der Mode erleidet, ist bekannt; doch muß bemerkt werden, daß man für den durchgängigsten Gebrauch stets die Urform der Schale am liebsten annahm[34] und erst seit ungefähr 50 Jahren die kleinen, bauchigen Becher diese verdrängt haben. Um sie aus der bald flachern, bald tiefern Untertasse hervorzuheben, gab man der Obertasse mitunter ein kleines Gestell (Fuß), oder setzte wohl gar goldene Bärenklauen darunter, eine Idee, die ziemlich bärenhaft, geschmacklos ist. Die viel mit Tassen verkehrenden Chinesen bewahren auch in dieser Hinsicht das bei ihnen durchaus geltende Princip der Stabilität und ändern nur die Verzierungen, niemals die Form der Tassen. Ihre Porzellangemälde bewahren ebenfalls immer denselben Typus und roth wie blau sind die vorherrschenden Farben. Eine Ausschmückung der Tassen jedoch, die wir den Chinesen und Japanesen schwerlich je nachmachen dürften, sind durchbrochene Arbeiten, die gleich einem weiten Gitter oder Netze das Aeußere der Oberschale, die gemeiniglich bunt ist, bedecken. Dieser künstliche Porzellanüberzug muß sehr schwer zu reinigen und deßhalb unpraktisch sein. Fast dasselbe gilt von den niedlichen Porzellanblümchen en relief, die kürzlich wieder Mode geworden und so hübsch aussehen. Decorationen in Vergoldung und Malerei sind für Tassen gewiß immer der passendste Schmuck, und vorzüglich geschätzt werden aus diesem Grunde die französischen und berliner Fabrikate. Erstere fügen zur Schönheit der Verzierungen noch den Vorzug der geschmackvollsten Formen, während man die meißner Tassen nur des seinen Porzellans halber sehr hoch schätzt. Wir erwähnen als Stoff zu Tassen besonders dieser Masse, weil keine andere so geeignet dazu ist; Silber, wegen des hohen Hitzegrades, den es annimmt, Glas noch größerer Zerbrechlichkeit halber und Fayence oder Steingut als gemein. Dennoch gibt es jetzt allerliebste Tassen auch in dieser Art, indem man durch Kupferabdrücke und Nach ahmung hübscher Formen ersetzt, was dem Stoffe an innerer Güte gebricht. Die Tassen aus geschliffenem und gepreßtem Glase sind immer nur eine kostbare Spielerei, derer, die aus Halbedelsteinen in Kunstcabineten zu finden sind, noch gar nicht zu gedenken. In Berlin hat man den Einfall gehabt, dem Porzellan das gefleckte Aussehen des Achatsteines[35] zu geben, goldene Henkel hinzuzufügen und dadurch die Augen, welche solch' echtes Geschirr scheinbar erblicken, angenehm zu täuschen. Ein ehemals beliebter Scherz waren Tassen inRosenform. Die Unterschale stellte eine Unterlage grüner Blätter vor. Zur Zeit, wo der Rococo-Geschmack florirte, gab man den Tassen Deckel und verwandelte sie dadurch in kleine Urnen. Das theuere Lasursteinblau von ehemals gab den Tassen, wenn echte Vergoldung und gute Malerei hinzugefügt wurden, hohen Werth. Von den zartesten Erfindungen der jüngsten Vergangenheit erinnern wir hier nur an zwei niedliche Ideen, die rücksichtlich der Verbindung des Einfachen mit dem Schönen nichts zu wünschen übrig lassen. Die eine gab ein leicht verzweigtes Dessein, das sich über Ober- und Untertasse so ausbreitete, daß es den weißen Grund durchblicken ließ. Die Stiele und Blätter waren in Sepiafarbe, die Blüthen, meist Windenform, in schön Rosa und sanftem Violett ausgeführt, Rebenverzierungen in Gold. Die zweite umgibt das Geschirr mit einem Rosenkranze, dessen silberne Blätter sich nach unten zusammenbiegen.
F.