[362] Voss, Johann Heinrich. Er ist es wohl werth, und wäre es auch nur wegen seiner Luise, daß wir ihm einen Augenblick der Erinnerung gönnen, dem biederen deutschen Dichter, dessen Lieder fröhlicher klängen in dem Munde unserer jungen Generation, wenn seine Phantasie sich getaucht hätte in das frische Morgenroth der aufgehenden Sonne und nicht versunken wäre in die altergraue Ferne der Vergangenheit. Griechenland und Latium, deine Heldengestalten blicken zu ernst und rauh in unsere leicht bewegliche, bunt geschmückte Gegenwart, welche die Antike wohl bewundert und in lichten Kunsträumen aufstellt, aber die leichten Schwingen dem frischen Morgen der Zukunft zuwendet. Sie sind eine gesunde, kräftige Kost für Herz und Verstand, die Dichtungen von Voß, er war uns ein tüchtiger Lehrer im Gebiete der griechischen und römischen Dichtkunst, die er verpflanzte auf deutschen Boden, sollten aber viele Frauen seinen Homer gelesen haben? Wohl nicht, aber seine Luise möchte Jede einmal lesen, da waltet deutsche Sitte und deutsches Gefühl, wie es nie untergehen möge. V. ward am 20. Februar 1751 zu Sommershausen in Mecklenburg geb., verlebte eine durch Armuth bedrängte Jugend, fand endlich die Mittel, in Göttingen zu studiren, gehörte dort zu dem Dichterbunde von Bürger, Hölty, die beiden Stollberge, Cramer, Boje etc., verheirathete sich 1777, ward ein Jahr darauf Rector zu Otterndorf und später in Eutin, lebte von 1802 an in Jena und dann in Heidelberg, fund beschloß dort sein Leben am 29. März 1826.