Wasserkuren

[393] Wasserkuren, waren im Alterthum gewöhnlich, dann aber lange vergessen; erst der neuesten Zeit blieb es vorbehalten,[393] dem kalten Wasser seinen hohen Rang unter den Heilmitteln von Neuem und für immer zu sichern. Besonders trug dazu der Prof. Oertel in Ansbach bei, indem er durch eine Menge populärer Schriften den Gebrauch des kalten Wassers dringend empfahl und seine Heilkraft durch Beispiele erwies; ein Bauer zu Gräfenberg in Schlesien, Prießnitz, errichtete deßhalb eine eigene, noch jetzt blühende Wasserkuranstalt, in der getrunken und gebadet wird. Seine Erfolge grenzen an's Unglaubliche, wobei strenge Diät und einfache Lebensordnung allerdings auch das Ihrige beitragen. Wer indeß keine strenge Kur gebrauchen will, dem sei wenigstens früh nüchtern ein Glas reines, frisches Wasser empfohlen; vertragen kann es der schwächste Magen, und die Furcht vor dem Gegentheile ist ganz ohne Grund. Der ganze Körper empfängt dadurch eine erquickende Stärkung, die Säfte werden verdünnt und die natürlichen Ausführungen befördert; Bewegung im Freien nach dem Genusse wird diese Resultate um so schneller herbeiführen. Dagegen hat Cadet de Vaux's Methode: die Gicht durch 12–16 Kannen warmes Wasser, in 12 Stunden getrunken, zu vertreiben, vielen Widerspruch erfahren und ist jedenfalls nicht ohne Beistimmen eines erfahrenen Arztes anzuwenden. Ueber den äußeren Gebrauch des Wassers s. Bäder.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 393-394.
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