[171] Diät, im weitern Sinne ist die gesammte Lebensordnung in Bezug auf Thätigkeit und Nahrung des Körpers und Geistes, im engern aber bloß die Nahrung und Lebensweise für Kranke. Ordnung und Mäßigkeit in allen Dingen, besonders im Essen, Trinken, beim Schlafen, Wachen, Arbeiten, selbst bei Vergnügungen, sind die allgemeinsten Diätregeln. Frohsinn, Heiterkeit, Geduld und Ruhe wirken wohlthätig für den Körper, Aerger, Zorn, Haß, Rachsucht, Stolz, gekränkte Eitelkeit schaden, oder können nur bei sehr phlegmatischen Menschen als Erschütterung nützen. Denken oder andere Anstrengungen der Seelenkräfte stören, besonders bei vollem Magen, die Verdauung, und müssen daher in getrennter Zeit nach der Mahlzeit erst vorgenommen werden. Sehr wichtig ist die Diät für Anstrengungen des Körpers, dem zu viel Ruhe schadet. Bewegung und Thätigkeit müssen mit der Ruhe verhältnißmäßig abwechseln und der Körper vernunftgemäß geübt, gepflegt und abgehärtet werden, weil dadurch die Gesundheit und Lieblichkeit am meisten erhalten wird. Ordnung im Essen und Trinken, erfordert Mahlzeiten zu bestimmten Stunden, früh wenig, Mittags einen einfachen Tisch ohne Leckereien und Auswahl, Abends leichte Kost und außer der Zeit nur bei wirklichem Bedürfniß Zwischenmahlzeiten. Hitzige Getränke sind dem schönen Gechlechte schädlich und seiner Natur zuwider. Dahin gehören Wein, Liqueur, starke Biere, Kaffee und Thee, die wenigstens nie ohne etwas dazu zu essen, genossen werden sollten. Von den Gewürzen gilt dasselbe; viele Leiden der Damen entstehen aus dem Genusse solcher reizenden Dinge. Frauen müssen, weil ihr Körper schneller vollendet, öfters, aber wenig auf einmal essen, in der Jugend, wo die Lungen das gefährliche Organ sind, ruhig leben, einer kühlen Diät sich befleißigen, viel kühles Getränk, besonders Wasser, trinken und[171] alle Erhitzungen und Anstrengungen meiden, wodurch das Blut nach den Lungen getrieben wird. Die Schnürbrust ist ein verderblicher Feind des Wachsthums und der naturgemäßen Ausbildung. Wesentliche Sorge trage man für regelmäßige Bewegung in freier Luft und für häufige kalte und warme Bäder. Dasselbe gilt von der Zeit, wo das Mädchen den Zauber der Jungfräulichkeit erhält, wo Lieblichkeit und die Vollkommenheit des Geschlechts sich bildet. In dieser Zeit schaden jene unnatürlichen Einwirkungen doppelt, und legen den Grund zu einem siechen, verfehlten Leben. Erkältungen, besonders der Füße, sind vorzugsweise zu meiden. Im Alter, wo der weibliche Körper so manchen Sturm auszuhalten hat, ist eine vernünftige Lebensweise allein im Stande, den Leiden des Körpers und Verstimmungen des Gemüths zu begegnen. Man halte den Kopf kühl, die Füße warm, gehe locker angezogen, meide Anstrengung des Geistes und Leidenschaften, starke Getränke, genieße aber leicht verdauliche und mäßig gewürzte Speisen und zur Stärkung Wein und Bier in kleinen Portionen, warte den Schlaf ab, halte Ordnung in Mahlzeiten, bewege sich viel in der Luft, bade fleißig und sei möglichst heiter gestimmt. Im Frühjahr und Sommer ist der Magen schwächer als im Herbst und Winter, und verlangt leichtere und keine reizenden Speisen, die ihn noch mehr schwächen und verschleimen. In der kühlen und kalten Jahreszeit, besonders bei naßkalter Witterung, verträgt man Reizmittel und starke Getränkebesser, und sie werden oft nöthig; auch ißt man stärker, trinkt aber in der warmen Zeit mehr. Der aufmerksame Mensch wird bald lernen, was ihm gut oder nicht zuträglich ist, und der vernünftige sich darnach richten; man hüte sich aber auch vor übertriebener Aengstlichkeit, die eben so schädlich ist, als luxuriöses Leben. Man kann mäßig sein und doch seinem Magen etwas zumuthen, damit er, auch anscheinend nicht zusammen passende Genüsse, vertragen lerne. Eine gute Diät bewahrt vor Krankheiten und eine strenge, passende, heilt die meisten hitzigen Krankheiten und trägt zur[172] Heilung der langdauernden bei. In letztern Beziehungen befolge man streng die Verordnungen des Arztes.
D.