Wolzogen, Friederike Spophie Karoline Auguste von

[465] Wolzogen, Friederike Spophie Karoline Auguste von, Friederike Spophie Karoline Auguste von, diese geistreiche Schriftstellerin, eine Notabilität noch aus der klassischen Zeit Weimars, hat ihren Ruf namentlich durch den Roman »Agnes von Lilien« begründet, der mit so großem Beifall aufgenommen wurde und in welchem eine so jugendlich reiche Phantasie, eine so gereifte Weltanschauung und eine so anspruchsvolle, würdevolle Weiblichkeit vorwaltet, daß wohl zu wünschen gewesen wäre, die Verfasserin hätte diesen Weg weiter verfolgt. Geb. am 3. Febr. 1763 zu Rudolfstadt, wo sich ihr Vater, ein H. von Lengefeld, aufhielt, vermählte sie sich 1784 mit dem Geheimrath und Vicekanzler von Beulewitz, scheint aber in dieser Ehe, welche bald wieder getrennt wurde, nicht glücklich gelebt zu haben und ging darauf mit dem weimarischen Obersthofmeister von Wolzogen eine zweite Verbindung ein. Durch die Vermählung ihrer jüngern Schwester mit Friedrich v. Schiller knüpfte sie ein freundschaftliches Verhältniß mit diesem an, dem wir noch Briefe Schiller's an sie, in dessen auserlesenen Briefen verdanken. Nach Schiller's Tode gab Fr. v. W. dessen Biographie heraus und außer zahlreichen Aufsätzen in verschiedenen Zeitschriften erschienen von ihr 1830 zwei Bände. Fr. v. W., welche noch jetzt in Weimar lebt und den Sommer in dem nahen Bösleben zubringt, verräth in ihrem Umgange jene reizende Anspruchslosgkeit, die nur das Eigenthum der vollendetsten Weltbildung ist.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 465.
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