Außer uns

[114] Außer uns: 1) außerhalb des empirischen Ich, im Raum, 2) unabhängig vom erkennenden Bewußtsein, an sich (s. d.), bewußtseinstranscendent; in einem andern, umfassenden, allgemeinen Bewußtsein enthalten, nicht actuell präsent.

BERKELEY nennt die sinnlich wahrnehmbaren Dinge außer uns (external), obzwar sie nur Ideen (s. d.) sind, »mit Rücksicht auf ihren Ursprung, sofern sie nicht von innen her, durch den Geist selbst, erzeugt, sondern durch einen Geist, der von dem sie percipierenden verschieden ist, diesem eingeprägt werden« (Princ. XC). Nach CHR. WOLF setzen wir die Dinge »außer uns«, »indem wir erkennen, daß sie von uns unterschieden sind«, »außereinander«, »indem wir erkennen, daß sie voneinander unterschieden sind« (Vern. Ged. I, § 45, 740; Ont. § 544). Nach KANT heißt außer uns so viel wie im Raume (Prolegom. § 49), auch unabhängig von uns. REINHOLD erklärt »von außen« durch »etwas vom bloßen Vorstellungsvermögen Verschiedenes«, »von innen« durch »eigene Spontaneïtät« (Vers. e. neuen Theor. II, 365). »Außer mir« ist nach S. MAIMON nur »etwas, mit dessen Vorstellung wir uns keiner Spontaneïtät bewußt sind« (Vers. üb. d. Tr. S. 203). Ähnlich J. G. FICHTE (s. Object). SCHOPENHAUER:[114] »Außer uns sind die Dinge nur, sofern wir sie vorstellen« (W. a. W. u. V. Bd. II, C. 2). RIEHL bemerkt, außer uns heiße erkenntnistheoretisch »nicht bloß extra, sondern praeter nos« (Phil. Krit. II, 2, 157). Nach R. HAMERLING ist außer uns nur die Summe jener Bedingungen, welche bewirken, daß sich in uns eine Anschauung erzeugt, also das An-sich des Dinges. »Außer uns ist nur das Object selbst, aber nicht das vorgestellte, sondern das für uns ganz unvorstellbare, daher nicht vorgestellte Object, das unbekannte Reale, welches auf unsere Sinnesorgane wirkt« (Atom. d. Will. I, 17, 19). R. AVENARIUS und E. MACH negieren den üblichen psychologisch-erkenntnistheoretischen Unterschied von »außen« und »innen« (s. Object). So auch H. CORNELIUS. »Innerhalb unseres Bewußtseins« heißt nichts als »Inhalt unseres Bewußtseins«, »außerhalb des Bewußtseins« bedeutet nur, »dass etwas existiere, was nicht gegenwärtig Inhalt unseres Bewußtseins ist« (Psychol. S. 244). Vgl. Object, Introjection, Immanenzphilosophie.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 114-115.
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