[363] Geist heißt im Gegensatz zum Stoffe, zur Materie, zum Körper das Seelische, Psychische (s. d.); im Unterschiede vom Seelischen (Psychischen) die Denkkraft, Vernunft (s. d.), der Inbegriff des höheren seelischen Lebens, die Vernünftigkeit, auch die Verstandesschärfe (»Geistreichtum«). Vom Geiste des [363] Menschen ist der Weltgeist (Universalgeist), der göttliche Geist, vom Einzelgeist der Gesamtgeist (s. d.), vom subjectiven der objective Geist, d.h. der Inbegriff geistiger Schöpfungen einer Gesamtheit zu unterscheiden. Der »Zeitgeist« ist die Denkweise eines Zeitalters. »Geist« heißt auch die immaterielle Substanz, die von vielen als Träger der psychischen Vorgänge angenommen wird. An »Geister« als Seelen Verstorbener glaubt der Naturmensch, auch der Spiritismus (s. d.).
Als eigenes Princip des Seienden bestimmt den Geist zum erstenmal ANAXAGORAS. Freilich ist der »Geist« (nous) hier noch ein feinster Stoff, nicht absolut immateriell: esti gar leptotaton te pantôn chrêmatôn kai katharôtaton kai gnômên ge peri pantos pasan ischyei. Kai ischyei megiston;noos de pas homoios esti kai ho mezôn kai ho elassôn (Simpl. ad Arist. Phys. 33). Unbegrenzt, für sich seiend, rein und unvermischt mit den übrigen Dingen ist der Nus (noos de estin apeiron kai autokrates kai memiktai oudeni chrêmati, alla mounos autos eph' heautou estin, ib.; Aristot., Phys. VIII 5, 256b 24 squ.). Der Geist ist das Princip der Weltordnung, der zweckvolle Gestalter des Stoffes: panta chrêmata ên homou. eitha ho nous elthôn auta diekosmêse (Diog. L. II, 3, 6). Der Geist ist der Grund der Bewegung (Veränderung), der Scheider der Materie (kinêsin empoiêsai ton noun kai diakrinai Aristot., Phys. VIII 1, 250b 24). Allwissend und allmächtig ist der Geist (panta egnô noos, pantôn noos kratei, panta diekosmêse noos Simpl. ad Arist. Phys. 33); epei panta noei, amigê einai, hôsper phêsin 'Anaxagoras, hina kratê, touto d' estin hina gnôrizê (Arist., De an. III 4, 429a 18). Der nous kosmopoios ist die Gottheit (Stob. Ecl. I 2, 56). Als etwas Stoffliches feinster Art fassen den nous auf: BRUCKER, TIEDEMANN, FR. KERN, G. GROTE, D. PEIPERS, DILTHEY, COMPERZ, WINDELBAND (als »Kraftelement« »Bewegungsstoff«), ZELLER, UPHUS, KÜHNEMANN; als immateriell: FREUDENTHAL, HEINZE, E. ARLETH (vgl. dessen Lehre d. Anax. vom Geist, Arch. f. Gesch. d. Philos. VIII, 205). Der Hylozoismus (s. d.) betrachtet den Geist als Eigenschaft des Stoffes. Nach HERAKLIT durchdringt der Geist (logos (s. d.)) das All. Nach DEMOKRIT ist der Geist das Product der Atome (s. d.) und ihrer Bewegungen. Eine Weltvernunft anerkennt PLATO. Der vernünftige, geistige Teil der Seele nous, logistikon) ist das Oberste in ihr (Rep. IV, 435). Nach ARISTOTELES ist der nous die höchste Energie (energeia) der Seele, die nur dem Menschen, nicht den Tieren zukommt (De an III 3, 429a 23). Der nous ist das Denkprincip (legô de noun hô dianoeitai kai hypolambanei hê psychê) De an. III 4, 429 a 23). Nicht mit dem Leibe vermengt ist der Geist (De an. III 4, 429 a 24), einfach und stetig ist er (ho de nous heis kai synechês hôsper kai hê noêsis, De an. I 3, 407 a 8). Er ist vom Leibe trennbar, leidlos, rein (kai houtos ho nous chôristos kai apathês kai amigês De an. III 5, 430a 17), unvergänglich und göttlich (ho de nous isôs theioteron ti kai apathes estin De an. I 4, 408 b 29; De an. II 2, 413b 26; III 4, 429 a 15 squ.). Der Geist ist in der Seele (en psychê nous Eth. Nic. I 4, 1096b 29), er stammt aber »von außen« (thyrathen) von Gott, dem reinen Geiste (noêsis noêseôs). Er ist die Form der Formen (eidos eidôn, De an. III 8, 432a 2), das Wertvollste (Met. XII 9, 1074b 26). Der Potenz nach ist der Geist eins mit seinen Inhalten (hoti dynamei pôs esti ta noêta ho nous, De an. III 4, 429 b 30). THEOPHRAST (bei Simpl., Phys. 225a) und STRATO (Cic. ad Acad. II, 38, 121) betrachten den Geist als ein der Seele Immanentes, als deren Entwicklungsproduct. Die Stoiker lehren die Existenz eines Weltgeistes (pneuma (s. d.)), dessen Ausfluß apospasma der menschliche Geist ist (M. AUREL, In se ips. XII, 26). Bei[364] den Neupythagoreern ist der nous die Einheit der Ideen (B. d.) (NICOMACHUS, Arithm. intr. I, 6). PHILO bestimmt den nous als psychê psychês als Organ übersinnlicher Erkenntnis (Opp. I, 42, II, 408). PLUTARCH VON CHAERONEA erblickt im Geiste eine selbständige Wesenheit. So auch PLOTIN. Nach ihm ist der Geist einfach, die Seele (s. d.) hingegen gegliedert (Enn. IV, 1). Der nois ist eine Emanation (s. d.) des Urseins; er denkt das Seiende und ist es insofern (Enn. IV, 5), er ist die Totalität der Ideen (l.c. IV, 8). Zum Unterschiede vom »Einen« (hen) hat der Geist schon die Andersheit (heterotês) an sich, den Gegensatz des Denkens und Gedachten. In den Dingen wirken geistige Kräfte (noi, noerai dynameis). In der Seele (s. d.) ist der nous die oberste Kraft (l.c. II, 9, 2).
Als Emanationsproduct bestimmen den Geist die Gnostiker. Sie und die Kirchenväter sind zugleich von dem evangelischen Glauben an den »heiligen Geist« (s. Pneuma) beeinflußt. Von der Seele unterscheiden den Geist (pneuma) TATIAN, ORIGENES (De princ. VIII, 1), auch die Kabbalâ. Als feinen Stoff bestimmt den »spiritus« (s. d.) TERTULLIAN: »spiritus enim corpus sui generis in sua effigie« (Adv. Prax. C. 7). Den »spiritus« erklärt AUGUSTINUS als »quaedam vis animae mente inferior, in qua imagines rerum imprimuntur« (Super Genes. ad litter. XII, 9). DAVID VON DINANT nennt den Geist (Noym) das »primum divisibile, ex quo constituuntur animae« (bei HAURÉAU II 1, p. 76). Als Einheit der Ideen (s. d.) betrachtet den Geist BERNHARD VON CHARTRES. Die Einheit von Geist und Seele betont ROB. VON ST. VICTOR: »Neque enim in homine uno alia essentia est eius spiritus atque alia eius anima, sed prorsus una eademque simplicisque naturae substantia« (De extern. mal. tr. 3, C. 18). THOMAS versteht unter Geist als Vermögen die Denkkraft; der Geist ist »ipse intellectus examinans res, secundum quad mens dicitur a metior, metiris« (1 sent. 3, 5, 6); »mens in anima nostra dicit illud, quod est altissimum in virtute ipsius« (De verit. 10, 1 C). Gott (s. d.) ist nach den Scholastikern reiner Geist. Von der Seele unterscheidet den Geist auch ECKHART.
Einen »spiritus mundi« nimmt AGRIPPA VON NETTESHEIM an. NICOLAUS CUSANUS trennt den Geist nicht von der Seele. »Mens est viva substantia, quam in nobis interne loqui et indicare experimur..., est vis in se omnia suo modo complicans« (Idiot. III,.5). PARACELSUS betrachtet den Geist als den innersten Teil der Seele, als göttliches Bildnis oder »Fünklein« (Phil. sag. p. 433 f.). CAMPANELLA unterscheidet von der empfindenden Seele den aus Gott »per ineffabilem emanationem« stammenden Geist, mens (Univ. phil. I, 5, 2).
Den absoluten Gegensatz zwischen Geist (res cogitans, mens) und Stoff lehrt DESCARTES. Geist und Körper sind Substanzen (s. d.). Der Geist ist einfach, unausgedehnt, unzerstörbar, er erfaßt sich selbst als Denkendes (Princ. phil. I, 11). Geist und Körper stehen in Wechselwirkung (s. d.) miteinander. Im Sinne des Cartesianismus definiert SPINOZA: »substantia, cui inest immediate cogitatio, vocatur mens« (Cart. pr. phil. I, def. VI). Er selbst sieht im Geist keine Substanz, sondern ein Attribut (s. d.) der einen Substanz (s. d.). Diese (=Gott) ist sowohl Geist (»res cogitans«) als Materie (Eth. II, prop. I, II), er ist unendlicher Geist (»intellectus infinitus«, l.c. prop. IV), den Einzeldingen immanent. Nach LEIBNIZ ist alles an sich geistiger Art, indem den Körpern Monaden (s. d.) zugrunde liegen, geistige Substanzen. Jede Monade ist eine Welt für sich, »comme an monde à part, suffisant à lui-même« (Gerh. IV, 485 f.). Gott (s. d.) ist reiner, activer Geist. Nach BERKELEY gibt es nur[365] eine Art von Substanzen (Princ. CXXXV): Geister, d.h. active, percipierende Wesen, deren objective Vorstellungen Körper (6. d.) heißen. Ein Geist ist ein einfaches, unteilbares, actives Wesen, das in Einem Verstand und Wille ist und nur in seinen Wirkungen zu percipieren ist (Princ. XXVII). Wir haben vom Geiste nur eine »notion«, keine »idea« (ib.). Der höchste Geist ist Gott (l.c. CXLVI; ähnlich schon MALEBRANCHE, der Gott [(s. d.)] den »Ort der Geister« nennt). Nach CHR. WOLF ist Geist »ein Wesen, das Verstand und einen freien Willen hat« (Vern. Ged. I, § 896); nach PLATNER das, »was mit Bewußtsein und Absicht wirkt« (Phil. Aphor. I, § 1063); nach KANT »das durch Ideen belebende Princip des Gemütes« (Anthrop. I, § 69 B). – SWEDENBORG glaubt an einen Verkehr der Menschenseelen mit der Geisterwelt (vgl. KANT, Träume ein. Geistersehers, II. T., 2. Hptst.).
Die Auflösung der geistigen Substanz in ein »Bündel« von Erlebnissen erfolgt bei HUME. Nach ihm ist der Geist ein gesetzmäßig verknüpftes Zusammen von Perceptionen, ein »heap or collection« von solchen (Treat. IV, set. 2; IV, Set. 6). HELVETIUS sieht im Geist (esprit) »un assemblage d'idées neuves quelconques« (De l'espr. I, disc. II, ch. 1, p. 73). HOLBACH und LA METTRIE betrachten den Geist als Naturproduct.
J. a. FICHTE bestimmt die Wirklichkeit als Geist, als Ich (s. d.). SCHELLING betrachtet Geist und Natur (s. d.) als die beiden Seiten oder Pole des Absoluten, der »Indifferenz« (s. Gott). In den verschiedenen Dingen überwiegt bald das eine, bald das andere Moment. »Ein Geist ist, was aus dem ursprünglichen Streite seines Selbstbewußtseins eine objective Welt zu schaffen und dem Product in diesem Streite selbst Fortdauer zu geben vermag« (Naturphilos. S. 312). Nach SUABEDISSEN ist der Geist des Menschen »die Einheit, das eine Princip des ursprünglichen Denkens und Erkennens und des ursprünglichen Lebens und Handelns«, »die Vernunft, die zugleich theoretisch und praktisch ist« (Grdz. d. Lehre von d. Mensch. S. 160). HEGEL setzt den Geist (die Vernunft, Idee, (s. d.)) als Weltprincip, das in dialektischer (s. d.) Bewegung die Stufen des An-sich, Außer-sich, An-und-für-sich durchläuft und Als »absoluter Geist« zum Wissen seiner selbst kommt. Geist ist »das Bei-sich-selbst-sein« (Philo(s. d.) Gesch. S. 21), die »unendliche Subjectivität der Idee« (Ästh. I, 103), das »an und für sich seiende Wesen..., welches sich zugleich als Bewußtsein wirklich und sich selbst vorstellt« (Phänom. S. 328), »das sich selbst tragende absolute reale Wesen« (l.c. S. 329), das »Wirkliche« oder »Wesen« der Dinge (l.c. B. 19). Er ist die »Wahrheit« der Natur, »die zu ihrem Für-sich-sein gelangte Idee« (Encykl. § 381). Er geht aus dem »Tode des Natürlichen« hervor (l.c. § 376), als ein »Offenbaren« seiner selbst (l.c. § 383 f.), als die »wissende Wahrheit« (l.c. § 439). Er entwickelt sich durch die Phasen des subjectiven und objectiven zum absoluten Geist (l.c. § 385), der der göttliche Geist ist (l.c. § 386), die »absolute Tätigkeit..., sich in sich selbst zu unterscheiden« (Ästh. I, 120). Der subjective Geist ist theoretischer und praktischer Geist (Encykl. § 445). Der »objective Geist« ist »die absolute Idee, aber nur an sich seiend« (l.c. § 483), d.h. der Geist in den socialen Gebilden, das »sittliche Leben eines Volkes« (Phänom. S. 330). Der absolute Geist ist die sich wissende Idee oder Weltvernunft (Encykl. §. 554 ff., § 574, 577), die noêsis hê kath' hautên des ARISTOTELES (Met. XI, 7). In der Kunst, der Religion und endlich in der Philosophie manifestiert er sich (Encykl. §. 554 ff.). Der Weltgeist ist, intellectualistisch, als Denkkraft gedacht. Bei SCHOPENHAUER hingegen ist er [366] Wille (s. d.). Nach GRILLPARZER ist der Geist »nicht ein Ruhendes, sondern vielmehr das absolut Unruhige, die reine Tätigkeit, das Negieren oder die Idealität aller festen Verstandesbedingungen« (WW. XV, 7). Im Sinne Hegels lehrt K. ROSENKRANZ. Der Geist ist »das Für-sich-sein der Idee als Idee, die sich wissende und wollende Idee«, das »Prius der Natur wie der Vernunft« (Syst. d. Wiss. § 564 ff.). Der Geist »ist nur, was er tut« (l.c. S. 367). Er ist frei (ib.), hat Bewußtsein und Vernunft (l.c. S. 368). Der subjective Geist ist »der natürlich-individuelle, der in seiner Tätigkeit bei sich, in seinem Begriffe, bleibt«; der objective Geist ist der Geist, »der seine Freiheit als eine objective Welt hervorbringende« Geist; der absolute Geist ist »der Geist, der sich selbst als den absoluten Inhalt in der diesem Inhalt congruenten absoluten Forum weiß« (l.c. S. 366). So auch J. E. ERDMANN, der das Wesen des Geistes in das »In-sich-sein« setzt (Gr. d. Psychol. § 7). Nach HILLEBRAND ist Geist »das subjective Sein, d.h. das Sein, insofern es sich selbst als Objectivität hat und seine eigenen Bestimmungen an sich setzt« (Phil. d. Geist. I, 65). »Nur in und mit der lebendigen Individualisierung kann... der Geist zur concret erscheinenden Wirklichkeit gelangen« (l.c. S. 65 f.). Das Wesen der Geistigkeit besteht in der »Selbsterfassung und Selbstsetzung des Seins« (l.c. S. 66). Der Geist ist substantiell (l.c. S. 68), hat die Freiheit zu seinem Wesen (l.c. S. 71). E. v. HARTMANN bestimmt den Weltgeist als das »Unbewußte« (s. d.). G. CLASS sieht im absoluten Geist die Einheit von absolutem Denken und absolutem Ich. R. EUCKEN versteht unter Geist »den bei sich selbst befindlichen Lebensproceß« (Grundbegr. S. 47). Er »erzeugt aus seinem Schaffen eine neue Wirklichkeit und will die vorgefundene Lage damit umwandeln« (l.c. S. 58). Das »schaffende Geistesleben« ist vom »empirischen Seelenleben« deutlich zu unterscheiden; in jenem »erfolgt ein Aufsteigen der Wirklichkeit zu einer innern. Einheit und zu voller Selbständigkeit« (Gesamm. Aufs. S. 166). Der Geist entfaltet sich in der Geschichte (Kampf um ein. geist. Lebensinh. S. 19 ff.). Das Geistesleben ist die Erschließung der eigenen Substanz des Wirklichen, es ist universal (l.c. S. 30). Die geistige Welt muß durch Selbsttätigkeit, Kampf erzeugt werden (l.c. S. 30, 42 ff.). FECHNER versteht unter Geistigem die »Selbsterscheinung« (Zend-Avesta II, 164 f.). Geist ist das »dem Körper oder Leibe überhaupt gegenüber gedachte, sich' selbst erscheinende Ganze, welchen Empfinden, Anschauen, Fühlen, Denken, Wollen u.s.w. als Eigenschaften, Vermögen oder Tätigkeiten beigelegt werden« (l.c. I, S. XIX). »Ein Geist erscheint und erfaßt sich unmittelbar selbst« (l.c. I, 252). Das Geistige ist das Innensein dessen, was von außen als Körperliches erscheint. Es gibt eine Reihe von Geistern verschiedener Ordnungen, niedere und höhere, umfassendere (z.B. Planetengeister), sie alle werden vom göttlichen Allgeiste umfaßt (Elem. d. Psychophys. II, 455). Einen »Allgeist« nimmt M. VENETIANER an. HARMS bestimmt den Geist als den Grund der inneren Erscheinung, als Für-sich-sein der Dinge. – HERBART nennt Geist die Seele, »sofern sie vorstellt« (Lehrb. zur Psychol.3, S. 29). Nach LOTZE ist der Geist nur eine höhere Entwicklungsstufe der Seele, die Vernunft (Kl. Schrift. II, 498). Alles Wirkliche ist innerlich geistiger Art (s. Monaden), hat ein Für-sich-sein. LAZARUS versteht unter Geist »die menschliche Seele, welche ihrer selbst, und zwar in ihrer Tätigkeit als Tätigkeit, sich bewußt wird« (Leb. d. Seele II2, 74). Nach STEINTHAI. ist Geist derjenige Kreis von seelischen Erzeugnissen, welcher die Denktätigkeit, die Intelligenz umfaßt (Urspr. d. Sprache S. 119 f.). J. H. FICHTE nimmt »Geistesmonaden«[367] als reale Wesen, Träger des Bewußtseins an (Psychol. I, 74). Der Geist hat nicht bloß apriorische Bestandteile, er ist selbst ein »vorempirisches Wesen« (l.c. I, S. VIII). Der Menschengeist ist ein »raumzeitliches Realwesen« (l.c. S. VII). Der Geist ist nicht das Bewußtsein, sondern das Bewußtseinerzeugende (l.c. I, 71 ff.). Nach WUNDT heißt Geist »das innere Sein, wenn dabei keinerlei Zusammenhang mit einem äußeren Sein in Rücksicht fällt« (Grdz. d. phys. Psychol. I3, 9; vgl. S. 12). Das Geistige ist das Innensein der Dinge, die unmittelbare Realität, die sich von den elementarsten bis zu den höchsten Formen entwickelt. Alles Geistige ist aber bewußte Wirksamkeit, ein »unbewußter Geist« ist ein Widerspruch (Syst. d. Philos.2, S. 553 ff.). Die Natur ist, als Vorstufe des Geistes, selbst schon geistiger Art (l.c. S. 568 ff., 619 f.). Ebenso ursprünglich und real, ja realer als die Einzelgeister ist der Gesamtgeist (s. d.), der aber keine besondere Substanz ist, sondern in den Einzelgeistern existiert, wenn er auch mehr als deren Summe ist (l.c. S. 611 ff.; Gr. d. Psychol. S. 361; Log. II2, 2, S. 40; Völkerpsychol. I, 1, S. 10 f.; Eth.2 S. 459). Der göttliche Weltgrund ist Geist und zugleich übergeistig (Syst. d. Philos.2, S. 392 ff.). MÜNSTERBERG unterscheidet das Geistige vom Psychischen (s. d.); letzteres ist schon eine abstractive Bearbeitung des ersteren, der in »Selbststellung«, im concret-lebendigen Wirken besteht (Grdz. d. Psychol. I). A. DORNER versteht unter dem Geist die selbstbewußte Seele (Gr. d. Religionsphilos. S. 40 ff.). Unter »objectivem Geist« verstehen RIEHL, JODL, JERUSALEM die Gesamtheit der geistigen Producte innerhalb einer Gesellschaft. Der Materialismus (s. d.) betrachtet den Geist als Stoff oder materielle Function oder Epiphänomen (s. d.) der Materie oder Energie. Vgl. Spiritualismus, Seele, Idealismus, Panpsychismus, Natur, Psychisch, Gesamtgeist.
Adelung-1793: Terpenthin-Geist, der · Urin-Geist, der · Rosmarin-Geist, der · Carmelīter-Geist, der · Geist, der
Brockhaus-1911: Heiliger-Geist-Orden · Priester vom Heiligen Geist · Geist · Heiliger Geist
DamenConvLex-1834: Geist, der große · Geist
Eisler-1904: Subjectiver Geist · Geist · Absoluter Geist · Objectiver Geist
Herder-1854: Heiliger Geist · Geist
Kirchner-Michaelis-1907: Geist
Mauthner-1923: Laplacescher Geist · Geist
Meyers-1905: Minderers Geist · Libavs rauchender Geist · Väter vom Heiligen Geist · Priester vom Heiligen Geist · Heiliger Geist-Wein · Heilige Geist-Insel · Geist · Heiliger Geist-Orden · Heiliger Geist
Pierer-1857: Heiliger Geist · Schwarzer Geist · Geist [1] · Geist [2]
Buchempfehlung
Die frivole Erzählung schildert die skandalösen Bekenntnisse der Damen am Hofe des gelangweilten Sultans Mangogul, der sie mit seinem Zauberring zur unfreiwilligen Preisgabe ihrer Liebesabenteuer nötigt.
180 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro