[144] Bewegungsvorstellung ist die Vorstellung eigener oder fremder Bewegung. Mit ihr ist eine mehr oder weniger starke Tendenz zur Ausführung der Bewegung verbunden (vgl. STRICKER, Stud. üb. d. Wortvorst.). Nach SPENCER besteht im unentwickelten Geiste schon ein (actives) Bewegungsbewußtsein ohne Raum- und Zeitvorstellung (Psych. II, § 341). Die Bewegung wird erkannt aus dem Muskelempfinden, als »wechselnde Reihe von Zuständen der Muskelspannung, d.h. von Empfindungen des Widerstandes« (l.c. § 348). SIGWART betont, es gäbe kein unmittelbares Sehen einer Bewegung im strengen Sinne. »Nur durch eine Vergleichung der Bilder in aufeinander folgenden Momenten kommen wir zu der Vorstellung ihrer Bewegung« (Kl. Schr. II2, 106). NIETZSCHE bemerkt, daß wir keine »Bewegungen« wahrnehmen, sondern nur mehrere gleiche Dinge in einer gedachten Linie (WW. XI, 243 f.). Nach ZIEHEN ist die Bewegungsvorstellung das Erinnerungsbild einer Bewegung (Leitfad. d. ph. Psych.2, S. 18). Nach EBBINGHAUS haben wir das »Bewußtsein eines räumlichen Überganges, des continuierlichen Durchlaufens einer Raumstrecke« (Gr. d. Psychol. I, 467). Nach WUNDT beruhen die reinen Vorstellungen der eigenen Bewegungen auf inneren Tastempfindungen (Gr. d. Psych.5, S. 134). Dazu kommt[144] ein Erinnerungsbild des Gesichtssinnes, das mit jenen (unvollkommen) verschmilzt (l.c. S. 135). Beim Blindgeborenen ist eine Verschmelzung der Bewegungsempfindungen mit Localzeichen derselben wirksam, wobei äußere Tastempfindungen unterstützend hinzutreten (l.c. S. 136; vgl. TH. HELLER, Phil. Stud. XI). Für die Vorstellung der Lage und Bewegungen des Gesamtkörpers gibt es einen »statischen Sinn« (s. d.). Vgl. Wille.