Gebilde

[344] Gebilde, psychische, heißen bei BENEKE die Entwicklungsproducte seelischer Tätigkeit (Lehrb. d. Psychol. § 19). WUNDT versteht unter einem »psychischen Gebilde« »jeden zusammengesetzten Bestandteil unserer unmittelbaren Erfahrung, der durch bestimmte Merkmale von dem übrigen Inhalte derselben derart sich abgrenzt, daß er als eine relativ selbständige Einheit aufgefaßt wird und, wo das praktische Bedürfnis es fordert, mit einem besonderen Namen bezeichnet worden ist« (Gr. d. Psychol.5, S. 109). Diese Gebilde sind nur relativ selbständige Einheiten, die in durchgängigem Zusammenhang miteinander stehen; ferner sind sie »niemals Objecte, sondern Vorgänge, die sich von einem Moment zum andern verändern« (l.c. S. 110). »Alle psychischen Gebilde sind in psychische Elemente, also in reine Empfindungen und in einfache Gefühle, zerlegbar« (ib.). Aber die Eigenschaften der Gebilde werden niemals durch die Eigenschaften der psychischen Elemente erschöpft, die in sie eingehen. »Vielmehr entstehen infolge der Verbindung der Elemente immer neue Eigenschaften, die den Gebilden als solchen eigentühmlich sind« (z.B. die räumliche Ordnung, l.c. S. 111). Es bilden sich so einerseits »Formen der Ordnung der Empfindungen«, anderseits neue einfache Gefühle (ib.). Die Einteilung der Gebilde richtet sich nach ihren Elementen, sie ergibt: Vorstellungen (s. d.) und Gemütsbewegungen (s. d.).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 344.
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