[677] Mode (von modus) ist die von den Zeitverhältnissen abhängige, wechselnde Form gewisser socialer Gebilde und allgemein-individueller Eigentümlichkeiten (Kleider-, Kunst-, Sprach- u. a. Moden). Die Mode nimmt ihren Weg von oben nach unten. Sie entsteht durch das Bestreben der oberen Klassen, sich von den andern zu unterscheiden, und die unteren ahmen die Mode nach (vgl. IHERING, Zweck im Recht II, 229 ff., 234 ff.). Dies, sowie der Wechsel der Neigungen, der Trieb nach neuem, der Einfall einzelner und das Vorbild angesehener Personen bedingen den Wechsel der Mode. Nach SIMMEL genügt die Mode »einerseits dem Bedürfnis nach socialer Anlehnung, insofern sie Nachahmung ist; sie führt den einzelnen auf der Bahn, die alle gehen; anderseits aber befriedigt sie auch das Unterschiedsbedürfnis, die Tendenz auf Differenzierung, Abwechselung, Sich-abheben«. Die Mode ist »eine besondere unter jenen Lebensformen, durch die man ein Compromiß zwischen der Tendenz nach socialer Egalisierung und der nach individuellen Unterschiedsreizen herzustellen suchte«. Sie ist »der eigentliche Tummelplatz für Individuen, welche innerlich und inhaltlich unselbständig, anlehnungsbedürftig sind, deren Selbstgefühl aber doch einer gewissen Auszeichnung, Aufmerksamkeit, Besonderung bedarf. Sie erhebt eben den Unbedeutenden dadurch, daß sie ihn zum Repräsentanten einer Gesamtheit macht; er fühlt sich von einem Gesamtgeist getragen« (Zur Psychol. d. Mode, »Die Zeit« V, Nr. 54, S. 23). Vgl. VISCHER, Mode und Cynismus 1877; WUNDT, Eth.2, S. 134.