[214] Gregor von Nyssa, geb. 331 in Caesarea (Kappadokien), ein Bruder des Basilius, seit 372 Bischof von Nyssa, gest. 394.
G., der von Origenes beeinflußt ist, von dein er u. a. dadurch abweicht, daß er keine Präexistenz der Seele kennt, sucht die Dogmen der christlichen Kirche vernunftgemäß zu begründen und zur Einheit zu verknüpfen. Gott ist nach ihm das einheitliche Wesen, welches in drei Personen (Hypostasen) sich darstellt. Die zweite Person, der Logos, ist ewiges Leben, dem Willens- und Schöpferkraft zukommt. Vermittelst der sophoi te kai technikoi logoi, der Vernunftkräfte, durchdringt Gott alles. Die Welt hat Gott durch seine Vernunft geschaffen und den Menschen aus Liebe als Ebenbild Gottes, mit Willensfreiheit begabt, wobei Gott wußte und weiß, wie der Mensch sich entscheiden wird. Nur das sittlich Böse ist ein Übel, ein Produkt, des Abfalls, zugelassen um der Freiheit willen. Schließlich aber werden alle gerettet werden, es wird eine allgemeine Wiederbringung apokatastasis aller Dinge und deren Vereinigung mit Gott erfolgen. Die Materie besteht aus immateriellen Qualitäten. Die Seele ist eine immaterielle, einfache Substanz haplê kai asynthetos physis, sie ist ganz in ihrem Leibe, mit dem sie zugleich geschaffen ist, den sie durchdringt und der in ihr ist. Bei der Auferstehung vereinigt sie sich wieder mit ihrem Leibe.
SCHRIFTEN: Logos katêchêtikos ho megas. Peri psychês kai anastaseôs (deutsch: Über die Seele und Auferstehung, 1864), u. a. – Opera, 1615, 1865. – Deutsche Auswahl in Oehlers Bibliothek der Kirchenväter I, l – 4, 1858-59. – Vgl. J. RUPP, G.s des Bischofs von Nyssa Leben und Meinungen, 1834. – STIGLER, Die Psychologie des heil. G. von Nyssa, 1857. – W. MEYER, Die Gotteslehre des G. v. N., 1894. – F. PREGER, Die Grundlagen der Ethik des G. v. N., 1897.