[442] Maier, Heinrich, geb. 1867 in Heidenheim, Prof. in Tübingen, von Sigwart beeinflußt.
Nach M. ist es die Aufgabe einer Psychologie des »emotionalen Denkens« (der Logik des Gefühls und des Willens), »die in den emotionalen Vorstellungen wirksamen logischen Funktionen aufzusuchen und das Wesen und die hauptsächlichsten Betätigungen des emotionalen Denkens psychologisch zu bestimmen«. Das ganze Gebiet des Geisteslebens wird hierbei gestreift. Unter »Emotionalsätzen« (Gefühls-, Wunsch-. Willenssätzen) versteht M. Urteile. welche sich unmittelbar auf Gemütszustände beziehen, solche zum Ausdruck bringen. Elementare Urteilsakte sind schon in den Vorstellungen enthalten. Im emotionalen Denken werden Gefühls- oder Begehrungsprozessen entstammende Vorstellungsdaten zu Objekten gestaltet, bei denen die Hinweise auf Erfahrung fehlen. Überhaupt ist das Denken voluntaristisch aufzufassen, es wird durch Gefühle, Strebungen, Interessen geleitet. Das Wollen ist der Kern des Bewußtseins. Alle psychischen Vorgänge sind ein Wollen, dessen Zentrum der »Wille zur Selbstbehauptung« ist. Ein Willensvorgang entsteht, wenn durch einen Reiz im »Ichwillen« aus einer in diesem angelegten Willensdisposition eine »Begehrungstendenz« ausgelöst wird. Der Ichwille wählt unter konkurrierenden Motiven und Zwecken solche aus, die seiner Richtung am besten entsprechen (»volitives Denken«).
SCHRIFTEN: Psychologie des emotionalen Denkens, 1908. – An d. Grenze d. Philos., 1909. – Logik u. Erkenntnistheorie, 1900 (Sigwart-Festschrift). – Die Syllogistik d. Aristoteles, 1896 f. – D. Bedeut. d. Erkenntnistheor. Kants, 1897, u. a.