Richter, Friedrich (2)

[598] Richter, Friedrich (Jean Paul), 1763-1825, der berühmte Dichter, ist in seinen philosophischen Anschauungen von Platner, Herder, Jacobi beeinflußt, in ethischer Hinsicht auch von Kant, dessen (und Fichtes) erkenntnis-theoretischen Idealismus er aber ablehnt. Im Sinne Jacobis lehrt er ein unmittelbares geistiges Erfassen des Göttlichen (des »Ur-Ich und Ur-Du zugleich«) und die Inferiorität der Verstandeserkenntnis. Wie Herder spricht R. schon von der »Einfühlung«: »Unser Vermögen, uns etwas Lebloses existierend, d.h. lebend zu denken, verknüpft mit unserer Angewöhnung an ein ewiges Personifizieren der ganzen Schöpfung...« (Quintus Fixlein, S. 208, Univ.-Bibl.). Das Wesen des Genies liegt in der »Besonnenheit«, im Gleichgewicht, welches der Künstler mitten in der schöpferischen Erregung bewahrt. Das Komische besteht im »unendlichen Kontrast zwischen der Vernunft und der ganzen Endlichkeit«. Lächerlich ist das Unverständige, sofern es sinnlich angeschaut wird. In der »Levana« gibt R. eine wertvolle Erziehungslehre.

SCHRIFTEN: Werke, Hempelsche Sammlung, 1879, auch in Auswahl (von Frege). – Vgl. P. NERRLICH, Jean Paul, 1889. – J. MÜLLER, Die Seelenlehre J. P.s, 1894; J. P. und seine Bedeutung für die Gegenwart, 1894; J. P.s Philos. Entwicklungsgang, Arch. f. Geschichte der Philos.; J. P.-Studien, 1900. – W. HOPPE, Das Verhältnis J. P.s zur Philos. seiner Zeit, 1901.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 598.
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