[781] Vanini, Lucilio, geb. um 1585 in Taurisano, studierte in Rom, Padua und anderen Universitäten, führte ein unstetes Leben, gab in Toulouse Privatunterricht; 1618 wurde er daselbst als Ketzer und Atheist eingekerkert und 1639 verbrannt.
V., der von Pomponatius, Caesalpinus, u.a. beeinflußt ist, lehrt einen naturalistischen Pantheismus. In seiner ersten Schrift bestimmt er Gott als unendliches, ewiges, überzeitliches Sein, das aus sich heraus die Welt geschaffen hat und in ihr tätig ist, indem er alles in allem ist (»ens... aeternum esse adeoque Deum esse, necessarium est«). In der zweiten Schrift bezeichnet er die Natur als die Kraft Gottes (»potestas Dei«), ja als Gott selbst (»natura recte et sensu sano Dea sive divina dicitur«). Die Welt ist ewig, die einheitliche Materie in ihrer Menge ist konstant, da nur ihre Formen wechseln. Die Natur bewegt sich durch ihre eigenen Kräfte, ohne Einwirken von Geistern. Der Mensch ist ein Mikrokosmos. Die Seele ist die Form der lebendigen Substanz und durchdringt (»als Spiritus«) den ganzen Körper.
Schriften: Amphitheatrum aeternae providentiae, 1615. – De admirandis naturae reginae deaeque mortalium arcanis libri IV, 1616. – W. D. Fuhrmann, Leben und Schicksale, Charakter und Meinungen eines Atheisten im 17. Jahrhundert, 1800. – E. VAISSE, L. V., 1871. – BAUDOUIN, Histoire crit. de V., Rev. philos. VIII, 1879.