Vanini

[581] Vanini, Lucilio (er selber nannte sich später Julius Cäsar), ein wissenschaftlicher Schwärmer und Abenteurer der Reformationszeit, gewöhnlich neben seinen Landsleuten Cardanus, Campanella und Giordano Bruno genannt, jedoch als Schriftsteller ganz unbedeutend, geb. um 1585 zu Tauresano im Neapolitanischen, trieb alle möglichen Wissenschaften, durchzog schier ganz Europa (in Köln hielt er Vorträge über verbotene Ehen, in England saß er längere Zeit gefangen), kam endlich nach Toulouse und wurde hier vom Parlament wegen Religionsspötterei, Gottesläugnerei, Jugendverführung und lasterhaften Lebenswandels am 19. Febr. 1619 zum Feuertode verurtheilt u. sofort verbrannt. Mag auch in seinen phantastischen und bombastischen Schriften keine Gottesläugnung ausdrücklich stehen, so ist es doch gewiß, daß er die Natur als Gottheit verherrlichte (der Titel einer seiner Schriften lautet: von den wunderbaren Geheimnissen der Königin und Göttin der Sterblichen, der Natur), das Christenthum astrologisch aus der Vereinigung des Jupiter mit der Sonne ableitete, alle Wunder als Wirkung einer überreizten Einbildungskraft oder von Zauberei erklären wollte u. dgl. m. Im 18. Jahrh. wurde viel über ihn geschrieben, K. F. Stäudlin lieferte ein Spicilegium apologiae pro L. Vaninio etc., Goetting. 1802.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 581.
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