[1] Abenteuer, aus franz. die aventure, welches seinerseits von mittellat. adventura kommt. Dieses französische Wort, welches eine erfundene, wunderbare, den Geist der Romantik atmende Geschichte bezeichnete, verdrängte die früheren deutschen Namen sage, spel, maere, liet, und bedeutete nun auch im Deutschen als die âventiure die höfische, rittermässige, romantische, wunderbare Erzählung, im Gegensatze zu den Erzählungen der einheimischen Sage, die immer noch einigen Anspruch an die Wahrheit ihrer Begebenheit machten; sodann eine solche Begebenheit selber, die der Ritter durch minnen solt aufzusuchen verpflichtet ist, mhd. âventiure suochen, bejagen, nâch âventiure rîten, gên, die âventiure erwerben, erstrîten, holn, nemen, brechen u. dgl. Personifiziert erscheint die âventiure oft in Ausdrücken wie: wie uns die Aventiure sagt, erzählt, meldet, und als ein selbständiges weibliches Wesen von göttlicher Schönheit, fro âventiure; sie kann sich durch einen Ring, den sie anzieht, unsichtbar machen, und so zieht sie durch alle Lande, beobachtet den Lauf der Welt und erscheint bisweilen dem erzählenden Dichter, ihm Aufschluss über das zu geben, was er zu wissen verlangt. Recht im Gegensatze zu dieser dem französischen Gedankenkreis entstammenden Bedeutung des Wortes brauchen die Schreiber des Nibelungenliedes das Wort in der Bedeutung von Kapitel, aber nur die Schreiber; im Text erscheint das Wort nicht. Spätere Zeiten machten das Wort zu einem Neutrum, das Abenteuer, Ebentheuer, sogar Abendtheuer, mit Anlehnung an Abend und theuer, und benannten damit jedes seltsame, auffallende Ereignis. Im 15. Jahrhundert ist abentüre der Name des Schützenpreises bei Gesellenschiessen. Aventuriers oder Aventurieren ist der Name zahlreicher Romane aus dem 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die zu den sog. Robinsonaden zählen; dahin gehört schon der abenteuerliche Simplicissimus des Christoffel von Grimmelshausen 1639; später gab es einen deutschen, einen lustigen, einen reisenden, einen schweizerischen, bremischen, curiösen, dänischen, Dresdener, Leipziger Aventurier. Vgl. Goedeke, I. 511.