Annalen

[24] Annalen heisst eine wichtige Gattung mittelalterlicher, lateinisch geschriebener Geschichtsquellen; es sind ursprünglich chronologische kurze Notizen, welche die Missionäre auf die überall verbreiteten Ostertafeln schrieben, deren Rand von selbst dazu aufforderte, neben der Jahreszahl kurze Nachrichten einzutragen. Man findet sie zuerst in Italien, Irland und England, seit Karl d. Gr. in Deutschland. Mit den Ostertafeln wurden die Randbemerkungen abgeschrieben und gingen so von einem Kloster an das andere über; man verband sie, setzte sie fort und ergänzte sie aus andern Schriftstellern. Man unterscheidet Reichs- oder Königliche Annalen, die am Königlichen Hofe entstanden sind, und lokale Klosterannalen. Zu den ersteren gehören die Annalen von S. Amand, Annales Mosellani, die Lorscher Annalen, die Annalen Einhards, deren Urheberschaft durch den Geschichtschreiber Karls d. Gr. zwar nicht allgemein anerkannt wird. Klosterannalen lokaler Natur sind sehr zahlreich. Aus diesen Annalen sind mit der Zeit die ausführlichen Chroniken, Casus, Gesta, Chronica des Mittelalters entstanden. Die Annalen sind herausgegeben von Pertz im ersten Bande der Monumenta Germaniae historica, 1826; siehe Wattenbach, deutsche Geschichtsquellen im Mittelalter.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 24.
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