[72] Bier, ahd. das pier, peor, mhd bier, nach Wackernagel aus der romanischen Form des alt- und mittellat. das biber, die biberis = das Trinken, Getränke, ital. bére, bévere, d.i. lat. bibere, trinken. Der ältere deutsche Name ist wahrscheinlich alu, in Ale erhalten. Met und Bier (das letztere schon Tac. Germ. 23 erwähnt, und, wie es scheint, von den Kelten zu den Germanen gekommen) blieben bei den Völkern des äussersten Nordens bis tief in das Mittelalter hinab fast die einzig üblichen Getränke, während die Deutschen schon durch den Verkehr mit den Römern die Bekanntschaft des Weines machten, Germ. 23. Mehr und mehr wurde der Wein das edle Getränk, hinter dem der Met und noch mehr das Bier als niedrigstes Getränk zurücktraten. In Norddeutschland blieb aber das[72] Bier in allgemeinem Gebrauche, sogar der Münchener Bock stammt aus Einbeck bei Göttingen. Eine Bierpoesie hat es im Mittelalter nicht gegeben. Nach Hartmann von Aue stärkt ein Becher Wein mehr als 44 Becher Bier.
Die Bereitung des Bieres war Jahrhunderte lang kein selbständiges Gewerbe, jede Haushaltung bereitete sich ihr Bier selbst, grössere Hauswesen, wie Klöster, natürlich in grösseren Quantitäten. Bischof Salomon von Konstanz prahlte, er habe in St. Gallen eine Darre, auf welcher man auf einmal 100 Malter Malz dörren könne. Im 13. Jahrh. kamen in den Städten Bierschenken auf, 1288 wird der erste Frankfurter Bierbrauer erwähnt, 1357 verzapfte man in Frankfurt schon fremdes Bier. Die Verwendung des Hopfens lässt sich seit dem 9. Jahrh. nachweisen. Wackernagel, Kl. Schr. I, 86. Kriegk, Deutsches Bürgert. I, Abschn. 16.