Händewaschen

[359] Händewaschen bei Tische ist eine allgemein verbreitete Sitte gewesen. Nachdem der Truchsess oder Seneschal knieend dem Herrn des Hauses gemeldet, dass die Mahlzeit bereit sei, befiehlt dieser dem Truchsess, das Signal zum Händewaschen zu geben. Durch Horn oder Trompete oder Zuruf werden die Gäste aufgefordert, sich auf ihren Platz zu verfügen. Unter der Leitung des Kämmerers boten Edelknaben eine Schüssel knieend dar und gossen aus einem Giessfasse Wasser über die Hände. Um den Hals hatten sie eine Serviette, mhd. twehele, dwehele, zwehele, hängen, an welcher sich die Herrschaften die Hände abtrockneten. Damen wurde das Wasser zuerst präsentiert, und Ulrich von Liechtenstein trank zum Zeichen seiner Dienstbeflissenheit das Wasser aus, in dem seine Geliebte sich die Hände gewaschen hatte. Schultz, Höfisches Leben, Abschn. IV.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 359.
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