[354] Hand als Rechtssymbol ist das einfachste und natürlichste Zeichen der Gewalt. Der Handschlag war seit alters die allgemeine Bekräftigung aller Gelübde und Verträge, denen die Sitte kein feierlicheres Symbol vorschrieb; durch den Handschlag[354] verbanden beide Teile ihre Gewalt gegenseitig; daher die mittelhochdeutschen Ausdrücke hantslac, hant in hant geloben. Auch die Auflassung eines Grundstückes geschah zuweilen mit blosser Hand, ohne Darreichung des Astes oder Werfen des Halmes. Bei Huldigungen nach Lehnrecht legte der Mann beide Hände zusammen; der Herr nahm sie zwischen die seinigen; zuweilen kniete jener, seine Hände dem sitzenden Herrn auf die Füsse bietend; mhd. die hant strecken, einem die hände valten, welches Symbol die Minnesänger auf den Frauendienst anwenden: mîn hende ich valde ûf ir vüeze; mîn hende valde iu, vrowe mîn, ich armer pilgerîn; ein wîplich wîp im billich ir hende valdet. Die Hand schwört den Eid, sie vollbringt und hält ihn. Die Sitte war, dass der Schwörende mit der rechten Hand etwas hielt oder berührte, Männer im Heidentum den Schwertgriff, im Christentum die Reliquien; Frauen die linke Brust und den Haarzopf; Geistliche und späterhin Fürsten Brust und Herz. Siehe den Artikel Eid. Traf jemand sein Vieh in fremdem Besitz und wollte es wieder erlangen, so war Handauflage nötig; er berührte vor Gericht mit der Rechten die Reliquien, mit der linken fasste er das linke Ohr des Viehs. Im Femgericht wurde der heimliche Schöffengruss dadurch ausgesprochen, dass der eintretende Schöffe die rechte Hand erst auf seine linke Schulter, dann auf die des andern Schöffen legte. In vielen Fällen wird die der Hand beigelegte symbolische Verrichtung genauer durch Finger bezeichnet. Eide wurden mit Auflegung beider Vorderfinger der rechten Hand geleistet, einfacheres Gelöbnis erging mit Aufstreckung eines Fingers. Abhauen der Hand war eine Leibesstrafe. Grimm, Rechtsaltertümer, 137 ff.
Adelung-1793: Hand-Compaß, der · Hand-Bibliothek, die · Hand, die
Brockhaus-1911: Hand [2] · Hand- und Spanndienste · Tote Hand · Hand · Ärgere Hand · Blutige Hand nimmt nicht Erbe · Gesamte Hand
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Meyers-1905: Hebende Hand · In erster Hand · Harmonische Hand · Hand, tote · Hand- und Spanndienste · Kind folgt der ärgern Hand · Verfügungen von hoher Hand · Von der Hand ziehen · Tote Hand · Linien der Hand · Second-hand books · Hand, künstliche · Freie Hand · Gesamte Hand · Four in hand · Ärgere Hand · Blutige Hand nimmt kein Erbe · Guidonische Hand · Hand [2] · Hand [3] · Hand [1] · Hand muß Hand wahren. · Hand über Hand
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